Meine Heimat Franken liegt mir ebenso am Herzen, wie das Thema nachhaltig Werden und nachhaltig leben.
So entstand die Idee zu einem Projekt, für das ich die Fotografin Anika Maaß gewinnen konnte: Gemeinsam reisen wir durch das Frankenland, auf der Suche nach Menschen, die für das Thema Nachhaltigkeit brennen. Und zwar nicht erst, seitdem Zerowaste, Plastikfrei und Minimalismus in aller Munde sind. Menschen, für die Nachhaltigkeit mehr heißt, als auf Plastiktüten- und Strohhalme zu verzichten. Für die Nachhaltigkeit ein ganzheitliches Konzept ist. Bei dem es um Wertschätzung von Umwelt und Umfeld geht.
Beim letzten Mal ging es um Martin Stiegler und die Haselnuß, heute geht es um Möbel aus heimischem Holz.

Unweit von Nürnberg, in einem kleinen Dorf namens Unterkrummbach, steht die Schreinerei der Möbelmacher, in der Möbel individuell für Kunden angefertigt werden. Individuell meint hier: Wirklich auf den Kunden zugeschnitten: Er bestimmt, welches Astloch beim fertigen Möbelstück sichtbar ist und welches lieber unsichtbar bleiben soll.
Der Chef der Möbelmacher, Herwig Danzer bezeichnet sich und sein Unternehmen als „Ökos von Anfang an.“

Im Gespräch mit Herwig Danzer
Ich im Gespräch mit Möbelmacher Herwig Danzer. Foto: Anika Maaß

Die Idee Möbel zu machen

Die ursprüngliche Idee, die den Möbelmachern zugrunde liegt, entstand vor über dreißig Jahren.
Herwig Danzers Liebe zu Holz reicht bis in seine Schulzeit 1982 zurück. Als Achtzehnjähriger meldete er Spielratz, seinen ersten Gewerbebetrieb für Holzspielzeug an. Herstellung und Vertrieb fanden im Keller seiner Mutter statt. So konnte er sich sein Studium der Germanistik, Politik und Soziologie finanzieren. Sechs Jahre später, 1988 gründete er zusammen mit dem Schreinermeister Gunther Münzenberg „Die Möbelmacher“ und setzte damals schon auf Nachhaltigkeit. Es ging ihnen um gesundes Einrichten und um die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Damals wurde noch der Begriff ökologisch statt nachhaltig verwendet. Bei den Möbelmachern herrschte spanplattenfreie Zone.

Herwig Danzer- Chef der Möbelmacher
Herwig Danzer- Chef der Möbelmacher. Foto: Anika Maaß

1997 zog die Firma in neue Räumlichkeiten nach Unterkrummbach. Durch das neue, größere Lager ist es möglich fast ausschließlich auf regionales Holz. Heute stammen meist 100% garantiert mindestens 95% der verwendeten Stämme aus der Region. Wenn sie auf Kundenwunsch zukaufen müssen, ist es Zirbe oder Schwarznuß, die nicht in der unmittelbaren Umgebung wachsen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit?

„Sie finden Nachhaltigkeit modern? Wir auch seit 300 Jahren“ – wirbt die Forstwirtschaft. Der Begriff „nachhaltig“ ist keine moderne Neuschöpfung, sondern stammt bereits aus der Zeit, in der begonnen wurde Wälder wirtschaftlich zu nutzen.
Langfristig ist eine Nutzung des Waldes nur möglich, wenn dessen Ressourcen nur in dem Maß genutzt werden, wie seine natürlichen Eigenschaften bewahrt werden.
Diese Art der Waldnutzung wurde etabliert, nachdem in Deutschland extreme Waldflächen vernichtet wurden.

Wie entsteht ein Möbelmacher-Möbelstück?

Das mittelfränkische Holz wird angeliefert, nun werden die Stämme entrindet. Dies beugt Schädlingsbefall vor und schont das Sägeblatt der mobilen Säge. Die anfallende Rinde und die Sägespäne dienen als Einstreu für Nachbars Kühe.
Jetzt ist der Zeitpunkt für die mobile Säge gekommen. Vor Ort zu sägen hat einen großen Vorteil für den Kunden: So ist gewährleistet, dass Stärke und Schnittrichtung bei jedem einzelnen Baum individuell nach Beschaffenheit des Holzes gewählt werden können.
Vor dem Stapeln werden die Bretter markiert, fotografiert und katalogisiert. Nach Holzart, Qualität, Herkunft, Fällzeitpunkt und optischen Besonderheiten.
So ist sichergestellt, dass je nach Bedarf der passende Bretterstapel schnell gefunden werden kann.
Gut gelagert trocknet das Holz ein bis fünf Jahre, bis es zu einem Massivolzholzmöbelstück verarbeitet wird.

Holzlager und fertige Küche
Das Außenlager der Möbelmacher in Unterkrummbach. Rechts: So kann eine fertige Küche aussehen. Fotos: Anika Maaß

Gibt ein Kunde eine Möbelbestellung in Auftrag, kann er Holzart- und Beschaffenheit auswählen. Der eine mag es eher ebenmäßig, der andere möchte Unebenheiten und Astlöcher als Blickfang fürs Auge.

Kurz vor der Verarbeitung muss das Holz in der Trockenkammer an die niedrige Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen gewöhnt werden. Später wird Massivholz trotzdem weiterarbeiten, deshalb braucht der Schreiner bei der Verarbeitung tiefgreifende Kenntnis über das Verhalten des Naturmaterials. Nur dann übersteht das fertige Möbelstück seine Lebensdauer ohne Rißbildungen.

Althols versuch hocheettig verarbeitetes Holz
Holzreste, die noch zur Energiegewinnung taugen. Versus Holz, das mit Fachkenntnis zu Massivolzmöbeln verarbeitet wird. Fotos: Anika Maaß

Zunächst werden die Bretter in der Länge gekürzt und die Baumkanten mit der Rinde weggeschnitten . Der Schreiner spricht bei diesem Längsschnitt vom „Besäumen“. Die bestmögliche Auftrennung in die unterschiedlichen Breiten der Lamellen des Bretts ist eine Wissenschaft für sich und der größte Unterschied zu industriell und automatisch hergestelltem Leimholz. Diese handwerkliche Vorgehensweise ist sehr wichtig für die Ästhetik des fertigen Möbelstücks.

Innenlage und Verarbeitung des Holzes
Duftendes Holz, das auf seine Verarbeitung wartet. Ein Mitarbeiter der Möbelmacher schneidet Bretter zu. Fotos: Anika Maaß

Bevor die Möbelteile zugeschnitten werden können, müssen die Bretter gehobelt und mit einer Kronenfuge verleimt werden. Das gezackte Verleimprofil erleichtert das flächenbündige Verleimen und macht die Holzplatte durch die größere Leimfuge stabiler.
Das Besondere an den verleimten Platten ist das Knowhow der Schreiner, das drinsteckt. Sie wählen sorgfältig das Holz aus und sortieren es so, dass die natürlichen Kräfte, die über längere Zeit einwirken, das fertige Möbelstück nicht verziehen.
Am Ende habe ich als Kunde ein nachhaltiges Möbelstück optisch nach meinen Wünschen, hergestellt aus heimischem Holz, in dem das fachliche Wissen und das handwerkliche Geschick der Möbelmacher steckt.

Das Nachhaltigkeitsblog

Herwig Danzer ist nicht nur Pionier in Sachen Massivholzmöbel aus fränkischen Bäumen, er ist auch Blogger der ersten Stunde. Sein Blog Nachhaltigkeitsblog entstand 2005 als logische digitale Folge auf das seit 1997 erscheinende analoge Möbelmacher Jahrbuch. Durch das Blog, das er nach einer Anleitung aus der Computerzeitschrift Internetworld eingerichtet hat, kann er nun viel mehr Menschen mit seiner Botschaft erreichen. Veröffentlichte herwig Danzer bisher viele Artikel in der lokalen und überregionalen Presse, blieb er auf seinem Blog ab sofort Herr über den publizierten Inhalt.Und potentiellen Kunden kann er dadurch schnell Bilder und Links rund um Nachhaltigkeitsthemen und die Entstehung der Naturholzmöbel zugänglich machen.

Engagement über die eigene Firma hinaus

Auf dem Dach der Möbelmacher sind Sonnenkollektoren zur Stromgewinnung, geheizt wird mit den anfallenden Sägespänen.
Gelebte Nachhaltigkeit hört nicht an der Unternehmenstür auf. Herwig Danzer ist seit Jahrzehnten in der Metroplolregion Nürnberg aktiv, wenn es darum geht die Gesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit mitzugestalten. Bei verschiedenen Projekten (die Messe Bioerleben, Nachhaltigkeitsmesse für die Nürnbergmesse) zusammen mit der Stadt Nürnberg berät er zum Thema.
Darüber hinaus bringt er Menschen das Thema nachhaltige Lebensmittel und genußvolles Kochen in verschiedenen Kochworkshops näher. Dabei ergänzen sich Massivholzküche, neuste Küchentechnologie und echte, regional angebaute, unverarbeitete Lebensmittel perfekt.