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Am vergangenen Wochenende habe ich auf der Bloggerkonferenz #denkst18 sehr viel über Medienkompetenz diskutiert. Dabei ging es in erster Linie um das Thema Smartphone und was ich als Eltern wissen sollte, bevor ich meinem Kind ein solches Gerät in die Hand drücke.
Aber Medienkompetenz ist mehr als Gerätekompetenz.
Im folgenden Beitrag soll es darum gehen, wie Kinder und Jugendliche gefördert werden können, die nicht nur konsumieren wollen, sondern auch selbst Inhalte produzieren möchten. Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel Adrian aus meinem Interview zu #medienkompetent.
Sei es Programmieren lernen, Spiele entwickeln oder professionell YouTube-Videos drehen:
Es gibt im Netz einige Angebote für Eltern, die sich mit dem Thema Medienkompetenz befassen. Der Schwerpunkt liegt dabei meist auf einem verantwortungsvollen Konsum von Inhalten in den neuen Medien. Angebote selbst aktiv zu werden und Inhalte zu produzieren sind dagegen sehr rar.

Computer Feriencamp

Medienkompetenz zu besitzen bedeutet eben nicht nur die Fähigkeit Inhalte verantwortungsvoll zu konsumieren, sondern auch selbst welche zu produzieren.
Eines dieser Angebote für Kinder und Jugendliche ist das Computerferiencamp. Das Camp bietet seit 1992 Ferienbetreuung der ganz besonderen Art an: IT-interessierte Kinder verbringen hier ihre Freizeit gemeinsam mit Computerunterricht, wobei der Fokus auf dem Miteinander liegt.
Christian Gerstgrasser, selbst Teilnehmer der ersten Stunde, Betreuer und jetzt Organisator des Camps, erläuterte mir im Interview das Besondere an dieser Art der Ferienbetreuung.

Herr Gerstgrasser, ich las, Sie sind eigentlich Steuerberater. Weshalb sind Sie seit über 25 Jahren für das Computercamp aktiv?

Ich brenne für das Thema und finde es gerade in Anbetracht von Digitalisierung und Bildung 4.0 extrem wichtig Programmierung als neue Fremdsprache zu sehen.

Wie muß ich mir das Computercamp vorstellen und wen möchten Sie mit Ihren Inhalten ansprechen?

Das Computercamp verknüpft Ferienlageratmosphäre mit Computerunterricht. Gedacht ist es für alle it-affinen Kinder, die Gleichgesinnte suchen. Unser Fokus liegt auf dem gemeinsamen Miteinander. Hier herrscht die geeignete Atmosphäre, um Kontakte zu Gleichgesinnten zu knüpfen. Häufig bilden sich Freundschaften, die über viele Jahre bestehen.

Ein Seminar im Rahmen des Computercamps

Ein Seminar im Rahmen des Computercamps. Bild: Computercamp

Welche Kurse kann man bei Ihnen belegen?

Sommerferienkurse
Unsere Kurse finden in den Sommerferien statt und man kann zwischen 20 Kursen wählen, von denen manche aufeinander aufbauen.
Eine Einheit umfaßt eine komplette Woche, man kann aber problemlos auch länger buchen.
In diesem Jahr hat ein Kind sogar seine kompletten Ferien bei uns verbracht.

Programmieren, YouTube oder Gameing
Inhaltlich gibt es verschiedene Ausrichtungen. Wir decken Hardware-Themen ab, Programmieren, oder kreative Bereiche wie Gamedevelopment und haben eine YouTube-Akademie. Hier dreht sich zum Beispiel alles um die bei vielen Jugendlichen so beliebten Let’s Play Filme.

Wer entwickelt die Kurse und unterrichtet im Computercamp?

Unser EDV-Unterricht ist komplett selbst entwickelt. Wir legen großen Wer auf didaktische und pädagogische Aufbereitung.
Vielleicht kennen Sie Felix Nattermann, er ist seit 30 Jahren Lehrer und Erlebnispädagoge und entwickelt für uns Kurse und unterrichtet auch selbst. (Ich lese gerade das Buch von Felix Nattermann und werde demnächst hier darüber berichten. )

Die speziell für die Zielgruppe aufbereiteten Inhalte werden von geschulten Fachkräften vermittelt. Bild: Computercamp

Für die Freizeit außerhalb des Unterrichts haben wir geschulte pädagogische Betreuer. Den Unterricht übernehmen Lehrer oder Studenten aus der IT. Es gibt auch Betreuer, die in beiden Bereichen tätig sind.
Vor den Kursen werden alle Mitarbeiter speziell geschult.

Worauf legen Sie besonderen Wert im Computercamp?

Unser EDV Unterricht beginnt dort, wo Schulen nicht mehr wollen oder können. Oft fehlt es an Lehrkräften und der (finanziellen) Ausstattung der Schulen.
In Kleingruppen wird das Wissen vermittelt. Die Kinder lechzen nach Input und wollen mehr lernen als einen Computer einfach nur zu bedienen.

Gemeinsames Freizeitprogramm mit sportlichen Aktivitäten. Bilder: Computercamp

Neben dem Unterricht liegen uns ganz besonders die Freizeitaktivitäten am Herzen. Oft kommen Nerds, Freaks und Außenseiter zu uns, die zu Hause nicht viele soziale Kontakte haben. Hier schaffen wir eine Begegnungsplattform, auf der sie einerseits Anschluß finden können, andererseits auch in Bereichen Erfolge haben können, die ihnen im Alltag nicht so liegen.
Deshalb bieten wir an die Kinder angepaßte Freizeitaktivitäten an. Wir sind viel draußen und nehmen zum Beispiel das Konzept von Computerspielen mit in die Natur: Umgesetzt als Outdoorspiele.

Wer sind Ihre Teilnehmer?

2018 haben wir Kinder und Jugendliche aus 14 verschiedenen Ländern zu Gast. Sogar aus Asien und Nordamerika finden sie den Weg zu uns. Viele Teilnehmer kommen immer wieder. Ein Jugendlicher kommt seit 8 Jahren und hat schon 24 Wochen bei uns im Camp verbracht.
Ich freue mich, wenn ich die Entwicklung der Kinder über Jahre verfolge und sehe, wie wir auch dazu beitragen Persönlichkeiten zu stärken.

Melden sich auch Mädchen für das Camp an und buchen diese bestimmte Kurse?

Wir haben auch Mädchen in unseren Kursen. Allerdings nur etwa zehn Prozent. Weshalb das so ist, konnten wir noch nicht feststellen. Egal ob Programmieren oder YouTube, sie interessieren sich für alle Kurse

Egal ob Mädchen oder Jungs: Das IT-Interesse ist da. Bild: Computercamp

Was denken Sie, was sich im Hinblick auf Digitalisierung in der Bildung ändern muß?

Wir hatten das Thema Medienkompetenz als einen optionalen Workshop.  Das Interesse daran war eher gering. Und doch haben wir festgestellt, daß die Kinder gut mit Anwendungen umgehen können, aber der Wissensbackground nicht ausgeprägt ist.
Meiner Meinung nach muß ein Großteil der Medienbildung in der Schule passieren. Die Eltern können dabei nur bedingt helfen.