Wie nachhaltig verhältst du dich eigentlich? Verzichtest Du auf Fernreisen, Plastikverpackungen und Autofahren? Verbrauchst Du nur Ökostrom und ißt kein Fleisch mehr?
Ich mache viel davon. Ich möchte nachhaltig werden. Aber manche Dinge mache ich nicht. Das fühlt sich manchmal schlecht an. Auf eine Art nicht perfekt genug.
Doch wie geht man damit um?
Zu nachhaltig für mein Umfeld
Ich bin auf dem Weg ein nachhaltige(re)s Leben zu führen. Das beginnt zunächst damit Dinge zu ändern, die man leicht ändern kann. Klassisches Beispiel: Plastiktüten beim Einkauf zu vermeiden. Oder vor der Anschaffung neuer Gegenstände zu überlegen, ob ich sie wirklich brauche. Und wenn ja, dann zu recherchieren wo ich eine möglichst nachhaltig hergestellte Version davon bekomme
Doch zu verschiedenen Gelegenheiten fühle ich mich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit völlig fehl am Platz:
Ich habe in meiner Küche und im Bad Kunststoff reduziert, ich kaufe meine Lebensmittel überwiegend unverpackt im Biosupermarkt ein und ich steige so oft aufs Fahrrad um, wie ich es in meinen Tagesablauf integrieren kann.
Ich versuche gebrauchte Kleidung zu nutzen oder Klamotten zu kaufen, die gegenüber Umwelt und Mensch fair hergestellt wurden.
Und ich trage das Ganze nach außen: Ich erzähle meinem Umfeld davon. Ich erkläre Hintergründe und versuche zu überzeugen. Das Problem daran ist einerseits: Manche Menschen sind sich der prekären Lage durchaus bewußt, in die wir Menschen andere Menschen und die Umwelt bringen. Möchten aber nichts an ihrem Verhalten ändern, weil es einen Schritt raus aus der eigenen Komfortzone bedeuten würde. Eine ehemalige Freundin sagte mal zu mir: “Ich weiß, wie Amazon seine Mitarbeiter behandelt und mir ist bewußt, wie sehr das Unternehmen kleineren Betrieben schadet. Aber ich kaufe trotzdem dort ein, denn es ist praktisch für MICH.
Ein anderes Problem was mir noch häufiger begegnet: Die Einstellung: “Du lebst ja schon so nachhaltig, da kann ich nicht mithalten!”
Bei der #nachhaltigwerden-Challenge, die ich zusammen mit Rachel und Andrea im vergangenen Herbst gerockt habe war genau das das Problem. In vielen Zuschriften die wir bekamen, war oft der Grundton eben dies: “Ich kann nichts zum Thema beisteuern, ich bin noch nicht so weit!”
Nicht nachhaltig genug für meine Filterblase
In diesem Jahr fliege ich das erste Mal in meinem Leben nach London. Die Kurzreise schenkte mir der Weltbeste vor über 15 (!!) Jahren zum Geburtstag. Alles fein. Doch in mir nagt das schlechte Gewissen, weil Flugreisen alle andere als nachhaltig sind. Ich weiß, sobald ich etwas über die Reise schreibe, kommen die, die meinen Beitrag zur Klimaneutral-Challenge von Around About Travel geherzt und kommentiert haben und werden erzählen, wie schädlich Kurzstreckenflüge sind.
Oder die, die sich darüber aufregen, daß ich Auto fahre statt die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.
Egal welches Thema im Bereich Nachhaltigkeit ich anschaue- ich verhalte mich im Vergleich nie nachhaltig genug. Es gibt immer Optimierungsbedarf. Noch besser, noch minimalistischer, noch nachhaltiger.
Scheitern ohne zu verzweifeln
Manchmal sitze ich in meinem stillen Kämmerlein, der Verzweiflung nahe und überlege all meine Bemühungen und Bestrebungen in Richtung nachhaltiger Leben aufzugeben.
Einfach im Discounter einkaufen und das gesparte Geld ausgeben- ohne mir Gedanken zu machen, wie ein Produkt zu wessen Lasten hergestellt wurde. Einfach nicht mehr recherchieren, nachdenken, abwägen.
Aber dann fällt mir wieder dieses Lied ein, was mich als Kind schon in seinen Bann gezogen hat: „Ins Wasser fällt ein Stein“. Eigentlich im christlichen Kontext gedichtet, habe ich die Botschaft auf mein Leben übertragen: „… Und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise…, was für mich heißt: Ich bin nur ein kleiner Stein, aber ich kann Dich und Dich und meinen Nachbarn zum Nachdenken bringen. Und vielleicht klappt es dann auch irgendwann mit dem Umdenken.
Egal was ich zum Thema Nachhaltigkeit tue, es ist nicht umsonst. Jede eingesparte Plastiktüte hilft dabei nachhaltig zu werden. Und dafür, wie die Kreise immer größer werden, ist das Thema Plastiktüten ein prima Beispiel: Nach jahrelangem Verspotten der Jutebeutelträger ist das Thema heute mitten in der Gesellschaft angekomme.
Also bitte laßt uns weiter recherchieren, hinterfragen, umdenken und handeln. Wir können nicht alles auf einmal ändern, aber nach und nach.Gemeinsam können wir etwas bewegen.
Kennst Du diesen Gedanken auch- nie genug zu tun?
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