„Hast Du einen Invite“ las ich vor wenigen Tagen auf Twitter in Kombination mit dem Hashtag #Clubhouse. Was soll das sein?
Schnell fand sich eine Erklärung, worum es geht: Es gibt eine neue Social Media App aus dem Silicon Valley, die nicht für jeden zugänglich ist.
Für mich stellte sich die Frage: Muß ich hier dabei sein?

Was ist Clubhouse?

Clubhouse ist eine neue Social Media App, die die beiden Gründer Paul Davison und Rohan Seth mit ihrer Firma Alpha Exploration Co. aus dem Silicon Valley zu Beginn der Pandemie 2020 entwickelt haben.
Auf der sehr spärlich designten Clubhouse-Seite ist Folgendes darüber zu lesen:

„Clubhaus ist eine neue Art von sprachbasiertem Netzwerk.
Wenn Sie die App öffnen, sehen Sie „Räume“ voller Gesprächspartner – alle geöffnet, sodass Sie ein- und austreten und verschiedenen Gesprächen zuhören können. Sie betreten jeden Raum als Zuhörer, aber wenn Sie sprechen möchten, heben Sie einfach Ihre Hand und die Moderatoren können Sie einladen. Oder Sie können einen eigenen Raum erstellen.“

Übersetzt von der Clubhouse-Seite

Das Entscheidende an Clubhouse ist, daß man aktuell nur mit Einladungslink in den Club hineinkommt. Es gibt auf der Seite auch einen Link zu einer Warteliste, der ist aber tot.

Was bedeutet die Verwendung der App?

Viele Menschen, die die App bereits heruntergeladen und eine Einladung erhalten haben, sind begeistert. Bekannte Persönlichkeiten und VIPs sollen sich dort schon hören lassen und wer dabei ist, hat so das Gefühl, diesen sonst unerreichbaren Personen nahe zu sein.
Die Exklusivität und ein „Ich bin drin im Club, während viele andere vor der Tür stehen und um Einlaß bitten) erzeugen verständlicherweise ein Verlangen mitzumachen.
Doch Kritiker sehen viele Punkte, die es vor dem Herunterladen der App zu bedenken gilt.

Clubhouse ist nicht für alle zugänglich – fehlende Barrierefreiheit.

Diese App hat verschiedene Hürden, die vor und während der Benutzung überwunden werden müssen.
Zunächst benötigt man das richtige Endgerät, Androidnutzer schauen schon mal in die Röhre. Ohne Apple geht hier gar nichts.

Dann wird durch den Einladungslink eine künstliche Verknappung geschaffen. Die Entwickler begründen das damit, daß sie die Nutzeranzahl langsam steigern wollen, um das System nicht zu überlasten. Nunja.

Nutzer können nur live zuhören und sprechen. Treffen sich viele Menschen um die Mittagszeit zum Pläuschchen, sind schon mal die raus, die kein Homeoffice machen können oder gerade mit Carearbeit beschäftigt sind.
Hörgeschädigte Personen können gar nicht teilnehmen, weil es keine Aufzeichnungen der Sessions gibt, Menschen mit Sprachschwierigkeiten können nur konsumieren, nicht aber aktiv am Geschehen teilnehmen.
Ich stelle es mir auch schwierig vor für diejenigen, die nicht als Rampensäue geboren worden sind, sich vor so vielen Unbekannten zu Wort zu melden.

Möchte man selbst einen Gesprächsraum eröffnen, braucht es ein vorhandenes Netzwerk von anderen Plattformen, sonst kann es passieren, dass man einen Monolog hält.

Datenschutz bei Clubhouse
Wer in den Club möchte, bezahlt mit Daten und verstößt gegen die DSGVO.

Clubhouse entspricht nicht dem Europäischen Datenschutz

Schlimm finde ich die Tatsache, daß wir seit Jahren über Datenschutz sprechen und aktuell Millionen Menschen WhatsApp den Rücken kehren, weil die AGBs hinsichtlich Datenschutz geändert wurden. Und dann bricht ein Hype aus wegen einer App, die nicht nur Zugriff auf das Telefonbuch verlangt (sonst kann man niemanden einladen, dazu braucht man eine Telefonnummer) sondern auf den kompletten Handyspeicher. Es ist eine Sache Zugriff auf meine privaten Daten zu gewähren, aber eine andere, fremde Daten preiszugeben.

Warum ich nicht in den Club muß

Es gibt diese „Fear of missling out“, die Angst etwas zu verpassen. Vielleicht bin ich schon zu alt dafür, ich verpasse hier nichts. Wer meint, es ginge hier um Neid, den muß ich enttäuschen. Mein Problem ist weder ein fehlendes Endgerät, noch die Einladung in den Club.
Selbst wenn es niemals dazu kommen wird, daß die App kostenpflichtig und oder durch Werbung finanziert wird, die Zugangshürden, die so viele Menschen ausschließen, empfinde ich als Nogo.

Und ganz ehrlich? Ich bin seit fast einem Jahr im Homeoffice und versuche verzweifelt Dinge umzusetzen, die von drei unterschiedlichen Schulen in unterschiedlichem Umfang von mir gefordert werden. Wann soll ich mich auch noch hinsetzen und live Menschen zuhören, die zu Zeiten miteinander sprechen, während ich arbeite, Schulkinder bespaße oder koche? Wahlweise alles gleichzeitig?