Heute ist Sonntag, der 10. Januar 2020 – halt nein, wir sind ja schon einen Schritt weiter und der Kalender zeigt 2021.
Gefühlt hat sich aber für uns Corona Eltern im Ausnahmezustand im vergangenen Jahr nichts getan.
Worüber ich schreibe? Digitalisierung in der Bildung.
Morgen beginnt mit der neuen Woche eine erneute Phase mit „Fernunterricht“, wie es das bayerische Kultusministerium nennt.
Was es eigentlich ist: Wir Eltern arbeiten im Homeoffice und dürfen für ein Kind Unmengen an Arbeitsblättern ausdrucken, für das zweite Kind durchgängig Frontalunterricht über Videokonferenz gewährleisten und das dritte Kind zum Aufstehen und Selbstlernen motivieren, weil aus der Schule fast nichts kommt.

Ich möchte heute ein paar Internetschnipsel sammeln, wie sich Eltern gerade fühlen. Und am Ende gibt es noch ein zwei Tipps, die uns das aktuelle Leben erleichtern können.

Wer fragt uns? Wir #CoronaEltern baden nur aus

Niemand hat die Eltern gefragt, obwohl im Sommer immer von der Politik behauptet wurde, man werde keine Entscheidungen mehr treffen, ohne die Eltern mit einzubinden.
Wobei ich mir vollkommen im Klaren darüber bin, daß in der Schublade „Eltern“ völlig unterschiedliche Individuen stecken. Die Journalistin Andrea Zschocher schreibt: „Jede Familie hat ihre eigene Wahrheit, ihre eigenen Erfahrungen in den letzten Wochen und Monaten gesammelt. Familien sind keine homogene Maße, in der alle das gleiche brauchen.“
Dazu mischen wir noch ein bißchen Föderalismus und 16 verschiedene Schulsysteme und das Chaos ist perfekt.

Das Problem: Es fehlen die Lösungen nach 10 Monaten Ausnahmezustand.

Corona Eltern im Ausnahmezustand fragen sich, wann endlich diese Ungewißheit aufhört. Seit 10 Monaten gibt es weder einheitliche Bestimmungen, die das Recht auf Homeoffice betreffen, noch eine Lösung, wie unsere Kinder zukünftig beschult werden. Und nein, Arbeitsblätter per Mail zu schicken, nenne ich maximal Hausaufgaben, aber nicht Schule.
Ich habe drei Kinder und betreue etwa 10 verschiedene verwendete Onlineplattformen, über die die Schulen mit den Schülern oder uns Eltern kommunizieren. Wenn sie denn kommunizieren.
Und das werfe ich nicht den Lehrern oder Schulleitungen vor. Sie sind verständlicherweise überfordert. Bedenkt man, daß Angela Merkel noch 2013 das Internet als „Neuland“ bezeichnete, ist es schon ein großer Schritt, wenn man Lehrer 2021 per E-Mail erreichen kann. Und darf.
Wann werden die verantwortlichen Politiker die Menschen in die Digitalisierung von Bildung einbeziehen, die Ahnung davon haben?

Ressillienz und das Beste draus machen. Gemeinsam

Bis es akzeptable Lösungen gibt könnten wir aufhören, uns gegenseitig das Leben schwer zu machen. Müssen wir jeden Schritt der anderen Eltern bewerten? Frau Schmitt wird ihr Kind nicht unüberlegt in die Kita geben, vielleicht macht ihr Arbeitgeber Streß. Oder sie ist einfach nervlich am Ende, weil das eine Kind tagsüber neben dem Homeoffice beschult werden muß und das andere Kind brüllend die Nacht zum Tage macht. Oder Familie Hansen, die keines ihrer Kinder in Schule oder Kita läßt, weil sie Angst um ihre krebskranke Oma haben. Gehen wir doch einfach davon aus, daß wir alle unsere Gründe haben und uns Entscheidungen, die die Krise betreffen, sicher nicht einfach machen.

Versuchen wir uns gegenseitig zu stärken

Dieses Internet ist toll, denn es ist voller Ideen, wie wir Eltern uns den Corona-Alltag etwas erleichtern können. Ich habe hier ein paar Ideen rausgesucht, die mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen sind.

  1. Sara von Mamaskind hat 10 Tipps zu Organisation aufgeschrieben.
  2. Weil Homeschoolingkinder offensichtlich immer Hunger haben, haben Sassi (@liniertkariert) und Carola von Frischebrise eine Snackbar für die Familie eingerichtet. Das schlug in meiner Internetblase ein wie eine Bombe. Die Idee ist aber auch gut oder?
  3. Rachel von Mamadenkt hat schon im ersten Lockdown aufgeschrieben, was ihrer Familie geholfen hat: Zum Beispiel ein Wochenplan und ein Kreativschrank mit Bastelsachen. Und Schokolade für alle.
  4. Alexandra hat auf Klarblickend.de wichtige Punkte in Bezug auf die SchülerInnen im Homeschooling erwähnt. Es ist doch eigentlich auch eine Chance freier zu lernen, so muß man zu, Beispiel nicht analog zum Unterricht in der Schule lernen, sondern kann sich die Zeit freier einteilen.
  5. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender haben verschiedene Formate fürs Homeschooling ab morgen gelauncht, ich verlinke sie hier mal. Genau habe ich mir die Angebote noch nicht angeschaut, aber wir werden das morgen mal testen:

    Kika: Fomate für Kinder zwischen 3 und 13 Jahren Zur KiKa Homepage mit unterschiedlichen Angeboten.

    ARD-alpha ab 11.1. Mo-Fr zwischen 9 und 12 Uhr Sendungen für unterschiedliche Klassenstufen und Fächer. Sogar Sport. Zum Ard-alpha Livestream.
    Außerdem gab es einen Relaunch des YouTube-Bildungskanal „alphaLernen“ – mit vielen Lernvideos. Zum Kanal

    ARD Mediathek: In der Mediathek gibt es Wissensfilme für Schüler. Unterschiedliche Schulklassen und -formen: Zum Online Schulfernsehen der ARD.

    ZDF: Beim ZDF gibt es Wissenssendung ab der Vorschule bis zur Oberstufe im virtuellen Klassenzimmer des ZDF.

    BR Mediathek: Im Bayerischen Fernsehen gibt es ein vielfältiges Programm für unterschiedliche Fächer. Zum Online-Lernangebot des BR

    WDR: Der Westdeutsche Rundfunk sendet bis Ende Januar unter der Woche um 10:25 montags bis freitags „Planet Wissen“. Direkt im Anschluss erwartet die Kinder eine Folge „Die Sendung mit der Maus“. Zum WDR Livestream.

    MDR: Der Mitteldeutsche Rundfunk hat ein Online-Geschichtsbuch „Eure Geschichte“ mit Projekten, wie beispielsweise einem Format rund um die ehemalige DDR für Schüler ab Klasse 9 im Programm. Zum MDR Livestream.
  6. Was mir selbst hilft:
    – Einen Tagesplan mit den Kindern gemeinsam erstellen, auf dem auch die geplanten Mahlzeiten draufstehen. Man glaubt gar nicht, wie wichtig das Thema Essen geworden ist.
    – Aufgaben an die Kinder verteilen.
    Gemeinsame Zeit und Zeit für sich für alle. Und: Struktur ja, krampfhaft an Regeln festhalten nein.
  7. Was ich für andere tun kann, wenn ich selbst noch ein bißchen Kraft übrig habe: Eine Karte mit lieben, motivierenden Worten schicken oder kurz Anrufen und ein paar nette Worte dalassen. Fragen, ob man den Nachbarn was vom Bäcker mitbringen kann, wenn man eh losgeht. Oder einen (regelkonformen) Spaziergang anbieten.

Allen Eltern, in welcher Situation sie auch gerade sein mögen, wünsche ich viel Kraft, diese Situation durchzustehen. Wenn es gar nicht mehr geht, gibt es zum Beispiel bei meiner Arbeitgeber Hilfe. Es ist keine Schande sich die zu holen.