Klar, bewußt und nachhaltig Einkaufen ist schon mal eine gute Idee. Nur das zu einzukaufen, was ich wirklich brauche und nicht Bedürfnisbefriedigung zu betreiben. Außerdem sollten die Produkte nachhaltig hergestellt worden sein, weder Umwelt noch Mensch belasten und nicht oder möglichst wenig verpackt sein.

So einzukaufen ist jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung. Beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf hat man irgendwann eine Routine entwickelt und für sich Kompromisse gefunden.
Das heißt: ich kaufe hin und wieder auch Gummibärchen oder Chips, die in Plastik verpackt sind. Viele Dinge kann man selbst machen, manchmal muß es aber auch schnell gehen.

Wie kann ich feststellen, wie eine Firma arbeitet?

Ab Januar 2017 sind alle europäischen Firmen verpflichtet einen Nachhaltigkeitsbericht abzugeben. Dort sollen folgenden Themen, die das Unternehmen betreffen behandelt werden:

  • Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange
  • Achtung der Menschenrechte
  • Bekämpfung von Korruption und Bestechung
  • Diversitätskonzept für die Zusammensetzung der Unternehmensführung, der Kontrollgremien und dem Aufsichtsrat [Quelle: IHK]

Diese Berichte zu lesen stellt sich für den Laien oft als äußerst kompliziert heraus. Worauf muß ich achten? Was sind die versteckten Hinweise auf Greenwashing oder ähnliche Mauscheleien?
Leider ist das sehr schwierig für den Endverbraucher, da Statistiken und Formulierungen wie “wir verpflichten uns bis 2099 die Standards nach XY erreichen zu wollen” sehr verwirrend sind.

Doch es gibt auch Positivbeispiele, wie die Kölner Firma FOND OF BAGS. Sie entwickeln Taschen und Rucksäcke und versuchen dabei immer Mensch und Umwelt im Blick zu behalten.

FOND OF BAGS geht andere Wege

Beim Thema Schultaschen scheiden sich die Geister. Die Modelle, die leicht und praktisch und halbwegs O.K. für den Kinderrücken sind, bestehen aus Kunstfasern. Diese Fasern sind leicht und erlauben eine extreme Modellvielfalt.

Doch Kunststoff ist in Bezug auf Nachhaltigleit ein denkbar schlechtes Material. Aber nicht nur das. Oft läßt sich auch nicht von Kunden erkennen, woher die Fasern stammen und wer sie unter welchen Bedingungen zu Rucksäcken verarbeitet hat.

Vor einiger Zeit war ich bei FOND OF BAGS in Köln. Nicht nur, um die neue Kollektion kennenzulernen. Schließlich brauchen meine Kinder gerade keine neuen Taschen oder Rucksäcke und ich verkneife mir den stetigen Neukauf ebendieser. Aus Gründen  der Nachhaltigkeit. Ich finde nämlich, daß nachhaltiger Konsum nicht nur bedeutet nachhaltig hergestellte Waren zu kaufen, sondern nur das anzuschaffen, was auch wirklich benötigt wird.

Die Schulränzen von ergobag allerdings sind ein gutes Beispiel für nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Das wollte ich mir genauer ansehen. Der Rucksack wird zu 100 Prozent aus wiederverwendetem PET-Kunststoff hergestellt, was das Klima schützt und Ressourcen einspart.
Denn man weiß: noch schlimmer als Kunststoff herzustellen ist Kunststoff wegzuwerfen.
Nach einigem Experimentieren und Verbessern wurde ein Schulrucksack entwickelt, der weit von den Modellen entfernt ist, die meine Generation zur Einschulung bekam. Durch das verstellbare Trägersystem ist der Kinderrücken geschützt und die Herstellung aus Recyclingmaterial bietet den Kindern den perfekten Einstieg in nachhaltiges Denken und Handeln.

Eigene Erfahrungen bestätigen das: die Kinder fragen nach: Warum ist mein Rucksack aus alten Flaschen? Was ist so schlimm an Kunststoff? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die bei uns regelmäßig zum Thema gemacht werden.

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Geschäftsführer Geschäftsführer Sven-Oliver Pink zeigt den allerersten ergobag-Rucksack, der in den vergangenen Jahre immer wieder verbessert wurde.

Was sofort auffällt: Die Belegschaft ist jung. Sehr jung. Was aber daran liegen mag, daß die Firma erst 10 Jahre alt ist und die Gründer frisch von der Uni den großen Schritt in ein schwieriges Business gewagt haben.
Was beim zweiten Blick und im Gespräch auffällt: die Menschen die hier arbeiten tun es gerne. Die Belegschaft darf viel mitwirken und mitentscheiden. Man kocht und ißt zusammen und trifft sich auch außerhalb der Arbeit.
Die Hierarchien sind flach, man darf seine eigene Meinung einbringen und es gibt regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten. Auch der Grill auf der Dachterrasse  deutet darauf hin, daß es hier gesellig und familiär zugeht. Mitarbeiter geben ihrem Arbeitgeber auch anonym  Bestnoten.

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Sichtlich Spaß haben die Kollegen bei FOND OF BAGS bei der Präsentation der neuen Kindergartenrucksäcke.

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Man merkt, die Mitarbeiter stehen hinter den Produkten und können deren Vorteile glaubhaft dem Kunden vermitteln.

Die Hierarchien sind flach, eigene Meinungen und Ideen sind erwünscht und es gibt regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten. Auch der Grill auf der Dachterrasse  deutet darauf hin, daß es hier gesellig und familiär zugeht. Mitarbeiter geben ihrem Arbeitgeber auch anonym  Bestnoten. Das sicherlich nicht ohne Grund.

Der Nachhaltigkeitspreis? Wofür denn?

Nun sitzt die Firma in Deutschland. Bisher hat man wenig über schlechte Arbeitsbedingungen in der rheinischen Metropole Köln gehört.
Über schlechte Bedingungen in Asien jedoch schon. Schlecht bezahlte harte Arbeit, die Gefahr für Leib und Leben beschert: giftige Farbstoffe, einstürzende Gebäude, zu lange Arbeitszeiten, oder Kinderarbeit, um nur einige wenige zu nennen.

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Michael Damm ist Corporate Responsibility Manager der Firma und nimmt seinen Job sehr ernst.

Von Köln aus wird aber nur designed und verkauft. Die Produkte aus PET-Flaschen werden in Asien von Hand gefertigt. 90% der  Produktionsarbeit wird in Vietnam geleistet.
Wie Michael Damm, Corporate Responsibility Manager bei FOND Of BAGS erklärte, besucht er regelmäßig die Produktionsstätten und vor Ort und überzeugt sich von der Arbeitssituation. Stets sei man bemüht die Bedingungen zu verbessern und immer wieder zu hinterfragen.

Er sei der unbeliebteste Mitarbeiter der Firma, meinte Michael Damm scherzhaft. Schließlich müsse er immer wieder sein Veto einlegen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit in der Firma ginge. Nicht der leichteste Job, aber einer der wichtigsten.

In der Broschüre zur Corporate Responsibility (= der nachhaltigen Unternehmensführung) heißt es:

“FOND OF BAGS hat im März 2016 einen neuen Verhaltenskodex, den „Code of Conduct“, niedergeschrieben, in dem wir konkrete Erwartungen an unsere Partner formulieren: Von Arbeitsbedingungen über Umweltschutz bis hin zu Beschwerdeverfahren ist alles enthalten.
All unsere Nähereien haben diesen Kodex bereits unterschrieben.

Warum das alles? Wir sind davon überzeugt, dass jeder Einzelne Verantwortung für seinen Konsum hat. Wir bei FOND OF BAGS verstehen es als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung unseren Kunden und Partnern transparent zu zeigen, wo und wie sie mit dem Kauf unserer Produkte Einfluss nehmen.

Jetzt hat tatsächlich der (informierte) Kunde die Wahl, wem er sein Vertrauen (und sein Geld) schenkt. Die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises hat sich schon entschieden und zeichnete FONDOFBAGS im November mit dem begehrten Preis aus.

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So sehen Sieger aus. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis: Drei der Köpfe von FOND OF BAGS (Bildquelle)

Neue Kletties statt neuer Schultasche

Viele Kinder in den Klassen meiner Kinder bekommen mindestens alle zwei Jahre eine neue Schultasche. Die Große bekam für die Fünfte Klasse einen neuen Rucksack, da ihre (Marken-)Schultasche längst den Geist aufgegeben hatte. Die Drittklässlerin jedoch hat zufälligerweise zur Einschulung einen Ergobag-Rucksack bekommen. Der wird in denn Sommerferien kurz im Geschirrspüler bei niedrigen Temperaturen gereinigt und sieht ungelogen aus wie neu. Um ihr eine kleine Freude zu machen lies ich zum Geburtstag neue Kletties mit Bildern von unserem Hund Charly anfertigen. Sieht auch aus wie neu und produziert kaum neuen  Plastikmüll.

Worauf achtet Ihr beim Kauf von Rucksäcken und Taschen? Eher auf Design und Aussehen oder auf Nachhaltigkeit?

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