Im Süden können sie sich vor lauter Schneemassen gar nicht mehr retten. Blockierte Straßen, Lawinengefahr und Schulfrei. Hier in Franken ist es naß, nicht sehr kalt und windig.
Genau so könnte ich meinen Tag heute beschreiben. Aber dann würde ich den Sonnenschein unterschlagen, der für ein paar Minuten alles in ein goldenes Licht tauchte.

Tag 8: 8. Januar 2019

Zitat von Jean Cocteau französischer Schriftsteller, Regisseur und Zeichner
“Man muß wissen, bis wohin man zu weit gehen kann” – das falsch zugeordnete Zita von gestern.

Das Zitat von gestern (zur Erinnerung, gestern hatte ich mit heute vertauscht, da muß wohl jemand vor mir das Kalenderblatt schon abgerissen haben und ich riß automatisch ein weiteres ab) stammt natürlich nicht von Böhmermann, sondern von dem französischer Schriftsteller, Regisseur und Zeichner Jean Cocteau. Ich frage mich, ob er damit die Pubertät meinte. Ich teste so lange herum, bis ich weiß wo ich die Linie unerlaubt übertreten kann.

Wieder dieses Aufstehen, Frühstück für die Kinder machen, Selbstzweifel in Luft auflösen, Mut machen, Verabredungen für nach der Schule treffen und große Kinder an der Haustür verabschieden. Es bleibt ein schweres Gefühl zurück. Ich kann sie nicht vor dem Leben beschützen. Erfahrungen kann man nicht übertragen.

Die Jüngste voller positiver Energie philosophiert über das Küssen. “Ich kann Euch küssen lassen! Erst küsse ich den Papa, dann die Mama und dann noch mal den Papa. Dann ist es, als hättet Ihr Euch geküßt!” Wenn die Welt nur immer so luftig leicht wäre. So voller kindlicher Selbstverständlichkeiten.

Ab in die Schule. Eilig heute, aber wieder mit Hund. Dem Kind und seinen Ideen lauschen, Fragen beantworten, die für Normalsterbliche nicht zu beantworten sind. Wie es ist, wenn man tot ist, ab wann ein Mensch alt genug ist Oma genannt zu werden und wann es endlich wieder hell genug ist, daß das Kind wieder Roller fahren darf.

Zurück zu Hause feststellen, daß das Brot alle ist, also Brotteig ansetzen. Erst mal nach einem neuen Toastbrot Rezept suchen. Längst sollten die bisher für gut befundenen Rezepte hier auf dem Blog sein. Klappt gerade nicht. Dieses Rezept für Amerikanischen Buttertoast erschien gut bis abends umsetzbar. Ich spoiler mal ein bißchen: Es schmeckt gigantisch! Ich habe das Rezept der Umstände halber etwas abgewandelt.

Jetzt aber los ins Büro, schließlich macht sich die Arbeit nicht von alleine. Zuallererst mußte ich eine Mahnung schreiben. Eine unbezahlte Rechnung, die bereits vierzehn Tage überfällig war. Die Antwort kommt postwendend: “Wir haben noch Zeit, unser Zahlungsziel beträgt 30 Tage!“. Seit wann bestimmt der Kunde das Zahlungsziel?
Ich konnte heute ein bißchen was wegarbeiten, aber ich muß mir echt einen richtigen Plan machen, was ich alles in dieser Woche noch schaffen muß. Sonst geht mir die Hälfte verloren.

Warten als Synonym für Mutterschaft
Warten: Die Hälfte meines Lebens als Mutter verbringe ich mit Warten.

Gegen Mittag gehe ich wieder der Beschäftigung nach, wegen der ich eigentlich Mutter geworden bin: Warten. Es gibt einem so viel ständig warten zu müssen. Man wird demütig- wenn es mal nicht so lange dauert. Die beiden Großen kommen aus unterschiedlichen Richtungen mit der U-Bahn und da ich eh dort vorbei fahre, nehme ich sie schnell mit. Was im Endeffekt bedeutet, ich warte. Weil dem einen Kind etwas dazwischen kam. Selbstverständlich genau dem Kind, das es am Morgen noch eigentlich noch sehr eilig hatte nach Hause zu kommen

#zuMittag gibt es Spätzle und Pilzsoße.
#zuMittag gibt es Spätzle und Pilzsoße.

Ich koche. Wie immer wenn es schnell gehen muß, gibt es Spätzle mit Pilzsoße. Das geht so schnell von der Hand, das kann ich im Schlaf. Was die Zeit bis zum Mittagessen etwas hinauszögert ist ein Satz und seine Folgen: “Kann ich die Spätzle ins Wasser drücken?”.
Faszinierend, daß alle drei Mädels eine Riesenportion Mittagessen verdrücken, obwohl doch zwei von ihnen bereits eine Stunde zuvor in der Schule gegessen hatten.

Das große Kind macht sich auf den Weg zur Musikschule und ich begehe einen fatalen Fehler: Ich beschließe mich kurz auf die Couch zu legen und zehn Minuten Power zu nappen.
Zack fest eingepennt. Und nur zufällig wache ich auf, weil der Hund, der neben mir liegt im Traum jappst. Und zufällig sehe ich, wie die übrigen Kinder sich einen Schokoriegel nach dem anderen zwischen die Zähne schieben. Aber ich war die total coole Mutter und bat sie lediglich die Verpackungen in den dafür vorgesehenen Müllbehälter zu werfen. Ha, wenn jetzt nicht ein Orden fällig ist.

Englisch Vokabeln üben.
Englisch Vokabeln üben.

Ich erinnere mich noch ganz genau, als ich mit Englisch anfing, habe ich Vokabelnlernen gehaßt. Und ich weiß nicht, wann und woher meine Sprachenliebe später gekommen ist. Aber der Gedanke daran läßt mich nicht vollends verzweifeln.

Kind hilft beim Brotbacken
“Kann ich mitmachen???” und schon rollt die Jüngste den Brotteig aus.

Während ich noch über Sprachen und deren steinigen Erwerb grüble, muß ich langsam mal in die Pötte kommen und die Brote in Form bringen. Die Jüngste ist sofort zur Stelle, um zu helfen. Beim Ausrollen und beim Teigprobieren.

Während der Teig erneut geht, bereite ich meinen Norwegischkurs für später vor. Heute geht es um die Verwendung von Wörtern die ähnlich klingen, aber anders geschrieben werden und eine andere Bedeutung haben.

Der Zopf- Laetitia Colombani
Für drei Seiten im Buch ist auch an stressigen Tagen Platz

Als wieder alle drei Kinder vereint streiten muß ich mich für fünf Minuten ins Bad zurückziehen. Ich schrieb ja schon mal über meine Buchkategorien, dieses Buch liegt gerade lesebereit im Bad: Der Zopf von Laetitia Colombani. Laut Klappentext geht es um Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit. Die drei Frauen in Indien, Italien und Kanada sind über Haare miteinander verbunden: Eine spendet sie, die andere verarbeitet sie und die dritte trägt sie.
Ich habe erst gerade angefangen, aber es liest sich gut.
Die Geschichte an sich ist für mich ein Beispiel, wie mein Handeln Menschen beeinflußt, mit denen ich im täglichen Umgang eigentlich nicht zu tun habe. Durch die Globalisierung bin ich aber genauso verantwortlich dafür, was mit den Menschen ist, die die Dinge herstellen, die ich kaufe. Egal ob Klamotten, Nahrungsmittel oder Technik. Jeder sollte das Recht und die Möglichkeit haben von seiner Arbeit leben zu können und eine sichere Arbeitsstelle zu haben, die seiner Gesundheit nicht schadet. Aber wahrscheinlich geht es in dem Buch um etwas völlig anderes.