Und wie vermitteln wir unseren Kindern was normal ist? Das fragte ich mich, als Béa Beste (@TOLLABOX) Folgendes tweetete:
Wer ein Mädchen fürs Dünnsein lobt, sollte gut überlegen, ob die junge Dame nicht schon nah an Magersucht ist.
Erkenntnis aus Familienstory
Sofort kam es zu einer angeregten Diskussion, in deren Verlauf die Zwillingsmama Tanja (@LuL2802) ein Bild ihrer zweijährigen Tochter zeigte. Mit dem Kommentar mein dickes Kind. Es entsetze mich wirklich, daß eine völlig altersgerecht entwickelte Zweijährige als dick bezeichnet wird. Vom Umfeld. Von Menschen, die es gar nicht näher kennen.
Dazu kam dann noch das Entsetzen von (@tafjora) über die Veränderung, die die Biene Maja im neuen Film durchmachen mußte: von der knuddeligen kleinen Biene zur schlanken, den gängigen Schönheitsidealen entsprechenden Bienendame.
Ursula Scheer beschreibt die Veränderung der kleinen Biene in der FAZ unter dem Titel Vom Moppel zum Magermodel. Unter dem Artikel kommentiert jemand: “Man sieht förmlich, wie dieses magersüchtige Mädchen seine Pollen wieder auskotzt .”
3 Zwerginnen und 3 verschiedene Körper
Meine drei Zwerginnen sind so unterschiedlich, wie sie nur sein können. Sie sind alle drei blond. Das ist auch schon fast die einzige optische Gemeinsamkeit.
No.1 hat den Kofp voller Ideen und blonder Locken. Sie braucht immer Action und Bewegung. Sowohl für den Körper, als auch fürs Gehirn.
Essen ist für sie nebensächlich. Manchmal kommt sie vor lauter Hunger mit Bauchweh nach Hause. Schlicht das Essen vergessen.
Als Baby und Kleinkind hatte sie ausreichend Babyspeck. Je nach Entwicklungsphase mal mehr mal weniger.
Jetzt hat sie kaum sichtbares Fett.
Ich würde sie als völlig normal bezeichnen.
No.2 ist eher der ruhigere Typ. Sie nimmt sich gerne Zeit fürs Essen und kann genießen. Sie genießt eigentlich alles, was sie gerne tut und kann sich auch stundenlang selbst beschäftigen.
Als ich sie das letzte Mal auf dem Ultraschallbild sah, viel mir der kugelrunde Bauch auf. Der war auch das Erste, was ich nach der Geburt von ihr wahrgenommen habe. Eine kleine, gemütliche Kugel.
Betrachte ich jetzt Bilder aus ihrer Kleinkindphase bin ich immer wieder überrascht, wie rund sie doch war.
Mit drei Jahren ist sie plötzlich extrem gewachsen und hat sich gestreckt. Das Bäuchlein hat sie nach wie vor. Darauf weder ich auch angesprochen. Ob sie nicht zu dick sei.
Sie bewegt sich viel, wir sind viel Draußen. Sie ist zwar stämmiger gebaut als ihre Schwestern, die Gewichtsskurve liegt aber eher im unteren Mittelfeld.
Ich würde sie als völlig normal bezeichnen.
No.3 ist eher kein ruhiger Typ. Bereits in der Schwangerschaft war sie stets aktiv und immer in Bewegung. Die Frauenärztin sprach recht früh von einem zarten, langen Kind.
Sie war nach der Geburt sofort “da”. Hat alle Eindrücke aufgesaugt, wollte immer auf dem Arm überall dabei sein. Und bewegt sich sogar noch im Schlaf.
Von allen meinen Kindern ißt sie am ausgewogensten. Oft auch mehr als die anderen Beiden. Da sie aber nicht normal laufen kann -sie hüpft und springt ständig von A nach B- kann sie kaum an Gewicht zulegen. Vom Typ her ist sie sehr zart. Die Leute glauben oft nicht, daß sie dreieinhalb ist. Sie war noch nie ernsthaft krank, ist aber laut Sie ist Kurve untergewichtig.
Ich würde sie als völlig normal bezeichnen.
Welches Bild von mir habe ich selbst?
Welches verhältnis Kinder zu sich und ihrem Körper haben, liegt sehr am Vorbild der Eltern. Bei Mädchen ist es eher die Mutter, der sie nacheifern. Bei Jungs der Vater.
Das kleine Mädchen auf dem Bild erinnerte mich sehr an mich als Kleinkind. Mein Umfeld bezeichnete mich gerne als Buddah oder Nudel. Rückblickend würde ich sagen: nichts anderes als Babyspeck. Ich war als Kind viel draußen und meine Geschwister und ich wurden gesund ernährt. Obst und Gemüse lagen immer griffbereit.
Aber ich hatte immer ein Bäuchlein. Auch in Zeiten, in denen man meine Rippen durch die Haut zählen konnte.
Mit siebzehn bin ich meinen ersten Marathon gelaufen und Diäten kenne ich nur aus Zeitschriften. Für sowas bin ich viel zu undiszipliniert.
Und heute?
Ich könnte mir mehr Zeit für Sport nehmen. Aber gerade sind andere Dinge wichtiger. So langsam gehen (dank Kindergarten) neue Zeitfenster für mich auf. Die werde ich dafür nutzen.
Wenn ich an meinem Körper hinuntersehe, sehe ich einen -nach vier Schwangerschaften- ausgeleierten Bauch, Brüsten, die nach dem Stillen kaum noch vorhanden sind und Oberschenkel, die ich lieber in den Jeans verstecke. Ganz zu schweigen von meiner Haut, die meint sie müsse die Pupertät wieder aufleben lassen.
Aber hey! Mein Körper hat so viel zusammen mit mir durchgemacht. Er ist O.K. so wie er ist. Völlig egal, wie viel er wiegt. Er gehört mit seinen Macken genauso zu mir, wie meine Seele mit ihren Narben.
Jedes Kind ist einzigartig!
Am Beispiel meiner Zwerginnen kann man eines gut sehen: Es gibt kein NORMAL!
Jedes Kind ist einzigartig. So wie es ist. In seinem Charakter und in seinem Körper.
Sicherlich gibt es Bereiche, die als gesund gelten. Oder eben gesundheitsgefährdend. Aber wir Erwachsenen sollte einen Teufel tun und unsere (und auch fremde) Kinder in irgendwelche Normschubladen pressen zu wollen.
Zwischen zu dick und zu dünn gibt es viele Nuancen!
Mach Dein Kind stark!
Wir Eltern müssen alles daran setzen, um unsere Kinder stark zu machen. Im Januar hatte ich schon mal darüber geschrieben.
Stark genug, daß sie sich hinstellen und sagen können: Ich bin gut so wie ich bin!
Das geht nur, wenn wir ihnen keine vorgefertigten Bilder aufzwingen, wie man zu sein hat.
Sie müssen ihre eigenen Wege gehen dürfen. Auch wenn die anders sind als die ausgetretenen Pfade.
Wir müssen Ihnen auch verständlich machen, daß die Bilder, die sie täglich sehen nicht real sind. Schlanke Menschen auf hübschen Autos sind nicht echt. Und Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.
Und ihnen zeigen, daß wir uns -meistens- auch so mögen wie wir sind. Schön beschrieben von Anna hier.
Dann werden sie verinnerlichen, daß es kein starr festgelegtes “Normal” gibt.
Gruß
Suse
Noch mehr Gedanken zum Thema gibt es bei Nessa von Nessawundertolles hier.
Liebe Suse,
ein ganz toll geschriebener Beitrag.
Mein Löwenjunge war als Mini auch ein kleiner Buddha, ich hab mir auch viel anhören müssen. Stillkind und so. “Du gibst ihm wohl zuviel”
Dann konnte er laufen und bei jeder Untersuchung waren wir grad so in der Kurve, weil er so “dünn” war.
Was wollen die Leute eigentlich?
Wieviel meine Kinder grad wiegen weiss ich nicht aktuell. Sie essen normal, sie bewegen sich normal und sind gesund. Alles gut.
Lieben Gruss
Tanja
Es ist auch nicht wichtig, wieviel man wiegt. ist man gesund UND fühlt sich wohl ist doch alles gut!!
Hier wiegt sich regelmäßig die kleinste Zwergin: sie möchte unbedingt den größeren Autositz haben. Aber ihr fehlt noch mehr als 1kg….
Am eigenen Kinde merkt man schnell, wie absurd die Vorstellung von Normen ist, was Körper betrifft und die damit verbundene Idee, man könnte/müsste/sollte mit der Ernährung dauerhaft dafür sorgen, dass diese da hinein passen.
Normen sind O.K., wenn man sie als Richtschnur benutzt. Ansonsten führen sie doch nur zu Verunsicherung.
Liebe Suse,
Das hast Du ganz toll geschrieben.
Mit Magersucht kenne ich mich zu gut aus! Meine Schwester hat im Teenageralter darunter gelitten. Es war eine extrem schreckliche Zeit für uns alle. Das schlimme daran war zusehen zu müssen, wie sie sich zerstört! Ein Glück hat sie sich dann irgendwann psychologisch helfen lassen und hat es geschafft wieder herauszukommen. Heute arbeitet sie als Kinderärtztin in dem Bereich und versucht anderen zu helfen! :)
Daher reagiere ich besonders empfindlich, wenn mir einer sagt, dass meine Kinder entweder zu dick oder zu dünn sind!! Für mich sind sie auch vollkommen normal! :)
Klem
Alice
Danke liebe Alice für Deinen Kommentar.
Ich finde, wenn sie halbwegs gesund essen, dann können gesunde Kinder gar nicht zu dick oder zu dünn sein.
Und wenn wir unseren Kindern in der Ernährung ein passables Beispiel sind, dann sind die Voraussetzungen schon mal da alles richtig zu machen.
Klem