Weiter geht es in der Reihe Berufsfindung für Kinder. Meine Kinder stellen Erwachsenen Fragen zu ihrem Beruf und bekommen tolle Antworten darauf. Das letzte Mal ging es um den Beruf des Kochbuchautors und Herr Grün stand Rede und Antwort.
Heute geht es um Babys und wie sie auf die Welt kommen. Meine Kinder sind zu Hause auf die Welt gekommen und gerade die Jüngste interessiert sich sehr für das Thema Babys, Hebamme und wie das alles so funktioniert. Sie fragte die Berliner Hebamme Jana Friedrich zum Beispiel ob eine Hebamme ihre eigene Hebamme sein kann.
Jana ist seit über 17 Jahren in ihrem Beruf tätig und strahlt Ruhe, Gelassenheit und Kompetenz aus. Genau das, was man sich als Schwangere von seiner Hebamme wünscht oder?

Hallo Jana,

ich bin K3. Vor fünf Jahren war eine Hebamme bei meiner Geburt dabei. Ich bin echt in unserer Badewanne zu Hause geboren. Meine Freundinnen finden das lustig und können sich das gar nicht vorstellen. Die sagen nämlich, man kann nur im Krankenhaus Kinder bekommen. Aber ich habe einen Lieblingsfilm, der heißt „Willi will’s wissen – wie kommen die Babys auf die Welt?“, da ist das ganz genau erklärt. Auch wie die Babys in den Bauch kommen hi hi.

Aber sag mal, wie kann ich denn selbst Hebamme werden? Ist das Schwierig?

Die Berliner Hebamme Jana Friedrich lebt und liebt ihren Beruf bereits seit über siebzehn Jahren.

Du solltest an die 17, besser 20 Jahre alt sein und einen Realschul- oder gleichwertigen Schulabschluss besitzen. Wenn du einen Hauptschulabschluss hast, brauchst du noch zusätzlich eine mindestens zwei-jährige Ausbildung. Dann kannst Du bei einer der 58 Hebammenschulen nachfragen, ob Du die Ausbildung zur Hebamme machen kannst. Du mußt 1600 Stunden in der Hebammenschule lernen. Dazu kommen noch 3000 Stunden, in denen Du unter Anleitung von erfahrenen Hebammen praktisch alles lernst, um Müttern und Babys in allen Situationen vor, während und nach der Geburt zu helfen.

Seit wenigen Jahren kannst Du den Beruf Hebamme auch an der Universität in einem Studium erlernen.
Aber es gibt sehr viele junge Menschen, die den Beruf erlernen wollen und nicht jede(r) bekommt einen Ausbildungs- oder Studienplatz.

Was bedeutet das Wort HEBAMME eigentlich genau?

Ursprünglich hieß das Wort Hev(i)anna, was so viel bedeutet wie Großmutter, die das Kind vom Boden aufhebt und in die Familie aufnimmt. Später halfen ältere Nachbarinnen, die selbst schon geboren hatten den jüngeren Frauen durch die Geburt. Erst seit dem Mittelalter gibt es den Beruf der Hebamme. Damals wurden die Hebammen noch meist mit Naturalien bezahlt.

Warum bist Du Hebamme geworden?

Hebamme ist mein Traumberuf. Für mich ist es Berufung diesen Beruf auszuüben. Damit ist gemeint, daß ich das nicht nur mache, um Geld zu verdienen (reich wird man mit dem Beruf eh nicht), sondern weil ich sehr gerne Frauen in der Zeit rund um Schwangerschaft und Geburt beistehen möchte.

Was machst Du, während Du auf die Ankunft eines neuen Babys wartest?

Im Wochenbett ist es ganz wichtig regelmäßig das Gewicht des Neugeborenen zu überprüfen. So kann die Hebamme feststellen, ob sich das Baby gut entwickelt.

Ich überprüfe immer wieder, ob es der Frau gutgeht und was das Baby in ihrem Bauch macht. Das kann ich, indem ich den Bauch von außen abtaste und indem ich mit einem Hörrohr, oder einem Doptone-Gerät die Herztöne vom Baby abhöre.
Ich unterstütze die Frau, wenn sie starke Schmerzen hat. Ich schaue ob sie friert oder schwitzt, ob sie lieber stehen oder sitzen möchte, oder ob sie sich auf allen Vieren am wohlsten fühlt. Manchmal lasse ich ihr auch ein Bad ein, damit sie sich im warmen Wasser entspannen kann.

Kannst Du dich noch an alle Babys erinnern, bei deren Geburt Du geholfen hast?

Oh nein! Da ich eine Zeitlang als Hebamme im Krankenhaus gearbeitet habe, sind das ganz schön viele. Mehrere Hundert auf jeden Fall. Ich habe irgendwann nicht mehr mitgezählt.  Aber natürlich sind manche Geburten sehr eindrücklich, die vergisst man dann nicht.

Meine Mama mußte ewig auf mich warten. Sie erzählte mir, daß ich erst zwölf Tage nach dem bestellten Termin auf die Welt wollte. Was machst Du, wenn ein Baby mal nicht aus dem Bauch raus will, weil es ihm so gut in Mamas Bauch gefällt?

Eigentlich sollten sich die Kinder das selbst aussuchen dürfen, wann sie zur Welt kommen möchten. Denn es ist ganz unterschiedlich, wann Kinder fertig sind und geboren werden können. Allerdings gibt es Richtlinien, an denen sich alle Ärzte und Hebammen orientieren sollen und die sagen: ein Baby soll nicht länger als 10 Tage über den Termin gehen dürfen.
Da hilft manchmal schon dem Baby im Bauch zu erzählen, wer ihn alles draußen erwartet. Oder die älteren Geschwister sprechen mit dem Baby im Bauch und versuchen es so rauszukitzeln.
Es gibt noch ein paar Tricks, mit denen man versuchen kann, den Körper etwas zu überreden, mit der Geburt loszulegen. Aber die Wahrheit ist, meist machen die Kinder eh, was sie möchten und das ganze Überreden nützt wenig.

Die Hebamme zeigt, wie das Baby im Mutterleib liegt und auf das Einsetzen der Geburt wartet.

Jana zeigt, wie das Baby kurz vor der Geburt in der Gebärmutter im Mutterleib liegt. Die Versorgung mit Nährstoffen ist über Nabelschnur und Mutterkuchen gewährleistet.

Kann man von außen sehen, ob das Baby ein Junge oder Mädchen ist?

Viele Menschen behaupten, man könnte an der Bauchform das Geschlecht ablesen. Oder daran, ob die werdende Mutter lieber Süßes oder saures in der Schwangerschaft essen mag.
Aber das ist alles Quatsch. Man kann es weder von außen sehen noch fühlen.

Hast Du auch Kinder und wenn ja, warst Du Deine eigene Hebamme?

Ja, ich habe zwei Kinder. Und ich hatte selbst auch eine Hebamme, die mir zur Seite gestanden hat. Während der Geburt muß sich eine Gebärende ganz auf sich und das Baby konzentrieren können. Das funktioniert am Besten, wenn jemand anderes den Überblick behält und notfalls eingreifen kann.
Als meine Kinder geboren wurden ist aber etwas sehr witziges passiert. Ich war als Mutter überglücklich und kuschelte mit ihnen. Aber zwischendurch war da auch die Hebamme in mir, die checkte, ob meine Kinder schon schön rosig aussehen und ob sie gut ankommen, auf der Welt. So ganz kann man das Hebamme-sein also doch auch nicht abschütteln.

Herzlichen Dank, daß Du meine Fragen beantwortet hast. Ich mag das mit den Babys und den Geburten. Ich glaube, das kommt in die engere Auswahl. Aber ich habe ja noch ein paar Jahre Zeit zum Überlegen!

Sehr gerne! Es ist ein sehr schöner Beruf aber da gibt es ja auch noch soooooo viele Andere.

Mehr zur Hebammen Ausbildung kann man hier nachlesen.


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