Seit einiger Zeit komme ich öfters ins Grübeln. Familie, Freunde und die Entwicklung dieser beiden -doch manchmal recht unterschiedlichen Lebensbereiche.
Die Art der Freundschaft verändert sich
Mit den Kinder verändern sich Freundschaften. Wenn sie vorher nicht tragend waren, dann überstehen sie den Wechsel vom kinderlosen, ungebundenen Menschen zur Mutter mit Verpflichtungen nicht.
Über meine ältesten Freundschaften habe ich schon mal geschrieben, daß sie nahezu unkaputtbar sind. Pflege bedürfen sie dennoch.
Aber sie nehmen mich so, wie ich bin: oft müde, selten bis nie allein und manchmal auch einfach nur genervt. Und vor allem bin ich nicht mehr die, die ich noch vor neun Jahren war. Wie jeder andere auch habe ich mich verändert und weiterentwickelt.
Eines hat sich nicht verändert: Freundschaften sind wichtig.
War man früher eher abends mit Freunden unterwegs und hat unbekümmert Spaß gehabt, Freud und Leid geteilt und die Nächte durchgequatscht, so ist der Fokus momentan ein anderer. Weg vom Partymachen hin zum miteinander Zeit verbringen, zu reden, Problemen und Schwierigkeiten eine andere Sicht geben.
Das klappt manchmal besser manchmal schlechter. Aber es ist O.K. so wie es ist. Schließlich kommen auch andere Zeiten. Wie schnell sind die Kinder in einem Alter, in dem sie einen nicht mehr ständig brauchen. Dann ist wieder Zeit für Mädelswochenenden und Nähe abseits der Familie.
Der Anspruch steigt
Als Neumama, vor etwa neun Jahren, waren wir gerade frisch aus der Unistadt weggezogen und ich kannte niemanden. Anfangs war ich auch noch mit Baby mobil und habe meine Freunde besucht, (fast) egal wo sie gerade waren. Spätestens beim zweiten Kind gestaltete sich das alles schwieriger.
Kontakte gab es dennoch genügend, da man als Mutter schnell andere Mütter kennenlernt. Mit vielen von ihnen habe ich schöne Stunden verbracht. Aber sehr wenige Kontakte erwiesen sich als dauerhafte Freundschaften. Das lag sicher an mir, ich bin wohl ein schwieriger Mensch. Schon in meiner Kindheit und Jugend stand ich oft außen vor. Mir ging es wie Andrea:
Ich wollte dazu gehören zum Kreise der coolen Mädchen. Doch so richtig klappte das nie.
Andrea-Meworkingmum
Der Unterschied zu meiner Jugendzeit: Ich möchte gar nicht mehr zu den Coolen dazugehören. Denjenigen, die immer nett und freundlich sind, immer Deine Meinung teilen und sich hinter Deinem Rücken das Maul über dich und das, was du tust zerreißen. Die dir ihre Hilfe anbieten, denen du aber niemals ansatzweise etwas zurückgeben kannst, weil sie selbst ein perfektes Netzwerk haben.
Ich möchte nicht auf jedem gesellschaftlichen Event aka Grillparty dabei sein und über Themen sprechen müssen, die mich nicht berühren.
Und ich mag Menschen, die sich positionieren, die eine Meinung haben. Und solche, die sich nicht über die Kinder definieren. Die sind schwierig zu finden.
Alles wird gut
Klingt abgedroschen, fühlt sich aber in dem Moment so an:
Es gibt sie, die Menschen, denen man vertrauen kann. Die zuhören statt zu verurteilen, die ihre Meinung sagen, auch wenn es nicht meine ist.
Es gibt sie ganz in der Nähe und ein bißchen weiter weg. Letzere waren am Anfang der Parallelwelt, sprich ich kannte sie nur aus dem Internet. Doch nach und nach lerne ich die Eine oder den Anderen, wie Thea, Séverine oder Andrea auch in Fleisch und Blut kennen und schätzen. Nur um ein paar Namen zu nennen. Das Tolle daran: sie sind genauso, wie sie sich im Internet präsentieren und uns verbinden gleiche Werte und Kommunikationsweisen. Dabei ist es völlig egal, daß wir unterschiedliche Lebensmodelle gewählt haben.
Viele wahre Worte! Danke für diesen Blogpost, der mitunter auch anregt über seine Freundschaften die man so hat nachzudenken.
Wenn ich nicht gerade so in meiner Welt gefangen wäre, dann wären wir mit Sicherheit schon mal bei dir aufgeschlagen um dich/euch kennenzulernen.
Ich sehe mir immer wieder deine Karte an die du mir letztes Jahr geschickt hattest obwohl wir uns nicht kannten und ich verspüre dabei tiefe Dankbarkeit, dass mir ein noch fremder Mensch einfach eine kleine Freude machen wollte. Vielen lieben Dank auch heute noch einmal dafür an einen für mich tollen Menschen.
Lieben Gruß
Chris
Liebe Suse, wie kommt’s? Haben wir uns die letzten Abende in meinem Hirn verabredet? Wie kannst du so ähnliches denken und fühlen?
Mir geht es da gerade sehr ähnlich. Ich hatte auch immer das Gefühl außen vor zu stehen. Allerdings habe ich mir ‘nen dickes Fell genommen und gesagt: “Ich will das Leben so. Und nicht so.” Trotzdem war es immer ein blödes Gefühl. Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Ich habe Menschen mit ähnlichen Wertvorstellungen und Gedanken getroffen. Was für ein Segen. Doch dann änderten sich die Lebensmodelle. Und ja, damit wurde offenkundig, was geht und was nicht.
Jetzt stehe ich auch hier und stelle fest: Ich habe Kontakte zu anderen Müttern, die so wertvoll sind; dennoch leben wir andere Familienmodelle. Dann gibt es die Beziehungen, bei denen ich dachte, “die werden das schon aushalten – unser GroßfamilieSein – Pustekuchen!”
Momentan versuche ich das zu ordnen. Und ich bin dankbar für Menschen, wie Eni, die feststellen: Ja, für mich hat sich auch so viel verändert. Aber nicht wegen meinen Kindern, sondern den Kindern, die ihr anderen habt. Es gibt mir die Chance auch aus der anderen Blickrichtung zu schauen.
Fertig mit Sortieren bin ich leider noch lange nicht. Aber wenigstens nicht allein. ;)
Liebe Suse,
** Achtung, jetzt kommt viel Text ;-) ***
danke für Deine zauberhaften und ehrlichen Worte zum wohl schwierigsten Thema ever – wie ich finde. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es vor allem mit Kindern schwer ist, Freundschaften “angemessen” zu pflegen. Und dass es vermutlich zu einer inneren Zerrissenheit führen kann, hin und wieder vielleicht. Auch meine Freundschaften verändern sich. Jedoch nicht, weil ich ein Kind habe (ich habe nämlich keine Kinder), sondern weil fast all meine Freundinnen (bis auf zweien) mittlerweile Mamas sind. Das ist ganz wundervoll und ich bin sehr glücklich darüber. Nur – mein Leben ändert sich dadurch auch gewaltig. Das mag sich vielleicht egoistisch anhören, aber ich habe nicht immer Lust, mich nach den Bedürfnissen von Eltern und Kindern zu richten – so sehr ich sie alle liebe. Dass sich die Beziehungen verändern, heißt aber nicht, dass die Freundschaften weniger intensiv sind oder gar vom Radar verschwinden. Im Gegenteil: Die wenige Zeit, die meine Mädels und ich miteinander haben (wenn sie mal Kinder-frei haben), genießen wir sehr und es weht dann immer ein Hauch Erinnerungen über unser Prosecco-Glas ;-)
Sei glücklich, liebe Suse, dass Dir das Mama-Dasein neue tolle Freundschaften beschert hat! Es gibt doch immer wieder großartige Menschen “da draußen”, für die man offen sein sollte.
Falls Dich meine Gedanken dazu interessieren, kannst Du ja mal auf meinem Blog zum Thema Freundschaften vorbeischauen. http://thirty-ehrlich.de/mal-ehrlich-freundschaft/
Liebe Grüße
Eni