Warum ist eine Bloggerlobby wichtig? DSGVO, EuGH, Leistungsschutzrecht, Werbekennzeichnung … – die Liste drastischer Auswirkungen auf Blogger wird rasant länger. Es ist zum Haare raufen! Warum mache ich nun mit und engagiere mich für den Bloggerclub e.V.? Was will und kann der Verein? Wie kannst du als Blogger mitgestalten? Jammern oder aktiv verändern – das ist die Wahl. Ich habe meine getroffen!

Mir reicht’s. Und ich habe echt keine Lust mehr auf das Dauergenörgel in der Blogosphäre. Dank Umsetzung der aktuellen Datenschutz Grundverordnung und dank des Urteils zum Thema werbliche Kennzeichnung sind gerade eine Menge Blogger und Influencer auf Instagram aufgebracht.
Ich beobachte das mit Abstand und bin ehrlich gesagt ziemlich angenervt, weil solche Aufreger immer nach dem gleichen Muster durch das Internet schwappen. Und am Ende haben sich alle aufgeregt, viele haben ihre Meinung dazu veröffentlicht, manche schreien nach Veränderung und am Ende passiert wieder etwas Aufregendes: nämlich gar nichts. Wie das?

Das Beispiel DSGVO

Google listet zum Thema Datenschutz Grundverordnung ca. 27.600.000 Beiträge auf. Schließlich ist das Gesetz auch seit dem 27. April 2016 in Kraft. Die meisten Beiträge stammen allerdings aus dem Zeitraum kurz vor dem 25. Mai 2018. An diesem Tag wurde das Gesetz anwendbar, das heißt, die Übergangsfrist ist abgelaufen und Verstöße können seitdem geahndet werden.

1. Es passiert etwas Aufregendes

Der 25. Mai 2018 rückt näher und im Netz passiert Folgendes: Jemand stellt fest, dass es plötzlich eine neue Datenschutzverordnung gibt, man stellt fest, dass auch Blogger davon betroffen sind, und es wird ein düsteres Internetuntergangsbild gezeichnet.

2. Panikmache selbst ernannter Spezialisten

Es gibt einige sehr hilfreiche Artikel, anhand derer sich Blogger einen Überblick über die Anforderungen der DSGVO verschaffen konnten. Zum Beispiel lud sich Finn von Blogmojo eine Expertin als Gastautorin ein und veröffentlichte bereits Anfang April eine DSGVO-Checkliste für Blogger und Online-Unternehmer.

Doch je näher das magische Datum 25. Mai rückte, desto mehr selbst ernannter Spezialisten schossen wie Unkraut aus dem Boden. Es gibt nicht nur viele unsinnige und inhaltlich falsche Artikel zum Thema, sondern auch zig Facebookgruppen, in denen den Menschen, die nach Hilfe suchen, viel Quatsch erzählt sowie Angst geschürt wird. Kostenpflichtige Kurse mit zweifelhaftem Mehrwert werden angeboten.

3. Am Ende war’s nicht so schlimm

Der 25. Mai kam und was passierte? Erst mal gar nichts. Die vielbeschworene Abmahnwelle gegen Blogger blieb aus. Bei Firmen gab es vereinzelte Fälle, bei denen Mitbewerber sich gegenseitig angezeigt haben. Ob das rechtens ist, ist laut heise noch unklar.
Seit ich den Vortrag Das neue Datenschutzrecht ist angekommen – Was ändert sich wirklich? von Thomas Kranich, dem Präsidenten des Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA) beim Datendienstag im Museum für Kommunikation in Nürnberg gehört habe, bin ich sehr entspannt.

Er sagte nämlich zum einen: “Ich wünsche mir in diesem Fall einen Tatbestand Falschinformation. Denn im Fall der DSGVO ist ganz viel überzogen und das ist dem Sinn, das Grundgesetz zu schützen abträglich!” und zum anderen “Wir wollen nicht bestrafen, sondern zu mehr Datenschutz verhelfen.” Seine Behörde hat zudem eine Broschüre herausgegeben, die die gesetzlichen Anforderungen für Laien verständlich erklärt. Außerdem appellierte er an den gesunden Menschenverstand. Der wird ja häufig bei heißen Themen abgeschaltet.

Ganz heiß diskutiert: Der Fall Vreni Frost

Spätestens seit dem Rossmann-Urteil vom 8. Juni 2017 wissen wir, dass werbliche Beiträge auf Instagram gekennzeichnet werden müssen. Der Hashtag #ad reicht dafür nicht aus.
Die Bloggerin und Instagram-Influencerin Vreni Frost wurde im März vom Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) abgemahnt. (Der Verein wurde im Jahre 1975 von namhaften Berliner Kaufleuten als Wettbewerbsverband gegründet, verschleiert, wer aktuell zu seinen Mitgliedern zählt und gibt an, über ausreichende finanzielle Ausstattung zu verfügen, was etwas dubios anmutet). Im aktuellen Fall geht es darum, dass auf Instagram verschiedene Firmen verlinkt werden, ohne den jeweiligen Beitrag als Werbung zu kennzeichnen. Die Bloggerin argumentiert, dass die Artikel selbst gekauft seien, es sich demnach nicht um bezahlte Werbung, sondern um eine persönliche Empfehlung handelt.

1. Das Urteil

Das sah das Landgericht Berlin anders. Am 24.05.2018 erließ es in einer einstweiligen Verfügung, alle Posts, in denen Firmen oder Personen genannt werden, werblich zu kennzeichnen. Bei Zuwiderhandlung droht ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro.

2. Die Reaktionen im Netz

Seit Vreni Frost den Artikel Darum sind alle meine Insta Posts [Werbung] am 13. Juni veröffentlichte, geht es hoch her. Auf Instagram erklären unzählige Menschen ihren Followern, warum sie ab sofort jeden Post mit dem Hashtag #Werbung kennzeichnen müssen und verweisen auf jene einstweilige Verfügung. Das Urteil wird von Laien und Fachleuten diskutiert interpretiert und ausgelegt. Man hat schlichtweg Angst, selbst abgemahnt zu werden. (Ein lesenswerter Beitrag zum Thema ist der von Moritz Meyer, er hat das Vreni Frost Urteil gelesen)

Der eine Jurist mahnt im Liveinterview mit Ricarda vom Blogst-Team auf Nummer sicher zu gehen und alle Verlinkungen mit #Werbung zu kennzeichnen. Die Begründung dafür: Das Gericht nimmt mehrere Gründe zusammen, im vorliegenden Fall waren die 50.000 Follower nur ein Argument von vielen, das schütze aber kleinere Accounts im umgekehrten Fall nicht vor Abmahnungen.

Der andere Jurist vertritt die Meinung, dass ich z. B. Postings über PR-Samples ohne speziellen Auftrag nicht kennzeichnen muss, wenn der Wert des Produkts unter 100 € liegt.
Zu den unterschiedlichen Interpretationen der Fachleute kommen noch unendlich viel mehr Meinungen von Laien hinzu, wie das Urteil auszulegen ist. Alle sind in Aufruhr.

3. Ein Ende ist nicht in Sicht

Der Fall Vreni Frost ist leider kein einzelner. Es scheint eine Abmahnwelle durch die Instagramwelt zu gehen. Und so lange das Erfolg hat, wird das auch kein Ende haben. Wir haben zwei Möglichkeiten:

a) wir jammern alle weiter,
b) wir fangen endlich an, uns zu organisieren.

Was können wir Blogger tun?

Die Gesetzeslage ist noch völlig unklar, außer dass Werbung zu kennzeichnen ist! Doch was ist Werbung und was nicht? Weshalb dürfen Verlage Pressereisen annehmen und müssen sie nicht kennzeichnen?
Oder der typische Fall: Ein Unternehmen schaltet eine Anzeige und im gleichen Blatt erscheint ein redaktioneller Beitrag über jenes Unternehmen. Hier gab es bislang noch keine Abmahnung.
Weshalb wird uns unterstellt, dass redaktionelle Beiträge werblichen Charakter haben??

Wir brauchen eine Bloggerlobby

Der Schrei nach einer Bloggervertretung wird immer lauter. Drohende Abmahnungen sind das eine. Die geplante Reform des Urheberrechts und die Einführung eines EU-weiten Leistungsschutzrechts sowie verpflichtenden Uploadfiltern für Internetplattformen eine ganz andere Hausnummer. Dies würde unser aller Rechte extrem zu Gunsten von Presseverlegern einschränken. Netzpolitik.org nennt es einen Schlag gegen die Netzfreiheit.

Der Bloggerclub e.V – Interessenvertretung für Blogger

Ganz klar brauchen wir eine Lobby. Das dachte ich mir schon länger und war auf der Suche nach a) dazu passenden Aktivitäten, an denen ich mich beteiligen konnte, b) einer Möglichkeit, selbst etwas für Blogger aufzuziehen. Ich musste das Rad nicht neu erfinden, denn 2016 hat sich in München der Bloggerclub als Verein gegründet – die Ziele: Netzwerk, Fortbildung, Bloggerkodex und Interessenvertretung. Dazu Franz Neumeier, aktuell zweiter Vorsitzender, im Interview:

“Unser Wunschziel [ist es]: Zu einer starken Stimme für die Interessen von Bloggern [zu] werden, um bei gesellschaftlichen Diskussionen und politischen Entscheidungen Einfluss zu nehmen und deutlich zu machen, dass es neben Print und TV-Sendern längst eine weitere wichtige, mediale Macht in Deutschland gibt.

Franz Neumeier, 2. Vorsitzender

“Jeder Berufsstand in Deutschland hat eine Art Standesvertretung und daher brauchen die Blogger auch so etwas, um wahrgenommen zu werden. Blogs sind heute ein wichtiger Teil der Massenkommunikation und daher müssen wir uns als Blogger zu Wort melden und Flagge zeigen. Mit unserem Bloggerkodex haben wir ein festes Wertefundament, zu dem sich alle Mitglieder bekennen.

Matthias J. Lange, 1. Vorsitzender

 

Der Bloggerkodex – Transparenz nach Außen

Der Bloggerkodex dient einer transparenten Kommunikation gegenüber den Besuchern eines Blogs. Er definiert die notwendigen Regelungen für Kooperationen mit Unternehmen. Mitglieder können in ihrem Blog das Logo des Bloggerkodex als Kennzeichnung eines gemeinsamen Wertefundaments nutzen(siehe Badge in der Seitenleiste dieses Blogs) – ein Ausweis für Transparenz nach Außen

Was macht einen Verein aus? -Die Mitglieder!

Ich habe schon mit vielen Menschen über den Bloggerclub geredet, weil ich davon überzeugt bin, dass wir etwas verändern können, denn nur gemeinsam sind wir stark. Die Zeit ist überreif, unsere Kräfte zu bündeln.

Folgende Kritikpunkte ziehen bei mir nicht:

  •  … der Name sei komisch, der klinge so nach Exklusivität (Fakt: die Mitglieder sind ganz normale Leute, sie kommen aus fast allen Bloggerspaten: Reise-, Food-, Tagebuch-, Outdoor-, Kultur-, Buch-, Unternehmensblogger …)
  • … ein Verein kann doch gar nichts bewirken, wir brauchen einen Verband (dazu kann er sich entwickeln, wenn wir mehr werden)
  • … mit Euren paar Mitgliedern habt ihr doch gar keine Kraft etwas zu verändern (werden wir mehr, werden wir mächtiger und gehört)
  • … ich muss eine Mitgliedsgebühr bezahlen? Das ist mir zu teuer! (von nix kommt nix, Veranstaltungen/Fortbildungen etc. müssen bezahlt werden)

Dazu möchte ich Folgendes sagen: Jedes Mitglied engagiert sich ehrenamtlich für den Bloggerclub und die meisten Aufgaben werden im Hintergrund erledigt. Sie sind auf den ersten Blick nicht sichtbar. Gerade die Vorsitzenden haben dankbarer Weise bisher viel Zeit und Energie darauf verwendet den Verein am Laufen zu halten.

Ein Verein lebt von der Mitarbeit seiner Mitglieder und jetzt bist Du gefragt! Willst du etwas verändern? Willst Du als Blogger gehört werden? Dann bring Dich ein!

Bloggerlobby – ich mache mit! Du auch?

Unabhängig von der Geschäftsform können wir eine Menge für Blogger erreichen, wenn wir viele sind, die daran mitarbeiten. Wir können an politischer Relevanz gewinnen und uns Gehör verschaffen (überlegt mal, wenn wir alle unsere Reichweite zusammenwerfen, welche Schlagkraft das hätte). Wir können aber noch mehr: uns gemeinsam fortbilden, netzwerken und als Goodie obendrauf auch Sonderkonditionen als Blogger nutzen. Das funktioniert aber nur, wenn jeder etwas zum Gelingen beiträgt.

Bloggerclub e.V. mit Regionalgruppe Franken

Ich habe mich für den Bloggerclub e.V. entschieden. Jetzt baue ich die Regionalgruppe Franken gemeinsam mit anderen auf. Treffen fanden dazu statt und Pläne zur Stärkung unserer Sichtbarkeit sind da. Das Interesse seitens von Behörden, Institutionen und Unternehmen ebenso. Der Bloggerclub unterstützt mich in meinen Aktivitäten. Gleichwohl habe ich größtmöglichen Freiraum. Ich agiere im Sinne der Blogger in meiner Region, dabei weiche ich in manchen Punkten vom Bloggerclub in München ab, weil wir hier andere Bedürfnisse haben. Jede Region besitzt übereinstimmende und abweichende Bedingungen – darauf ist einzugehen und das ist vom Bloggerclub in München erwünscht. Ziel ist es, für unsere Mitglieder da zu sein und ihre Interessen zu vertreten.

Die Regionalgruppe Franken ist ein erster Schritt, den Bloggerclub über das Bundesgebiet auszuweiten. Das geht aber nur, wenn Blogger mitwirken wollen und aktiv etwas für Blogger und damit für sich selbst tun wollen.

Bist DU auch dabei und möchtest die Sichtbarkeit von Bloggern stärken? Dann mach mit – werde Mitglied beim Bloggerclub e.V. – wir freuen uns auf dich, gemeinsam sind wir stark!