Ich kann es kaum glauben: Das Wetter benimmt sich, als sei Sommer!
Da trifft es sich gut, daß es gestern hier im ZwerginnenHaus statt Kuchen selbstgemachte Quarkriegel gab.
Wer sich jetzt fragt, wie ich auf diese Idee gekommen bin, der nehme sich einen Kaffee und lehne sich zurück. Ich muß ausholen: Schuld ist eine Wette.

Nach dem Abitur wollte ich raus. Die Welt entdecken und mich auf die Suche nach meinen Möglichkeiten begeben. Eigentlich wollte ich ins richtige Norwegen, sprich ganz in den Norden. Hat sich aber anders ergeben und ich bin in einer Folkehøgskole (mehr Infos dazu hier) in Südnorwegen, in der Nähe von Kristiansand gelandet. Zu Beginn für mich eine totale Enttäuschung. Rückblickend eines der besten Jahre meines Lebens.

Was hat Norwegen mit Lettland zu tun?
Für mich sehr viel. Dort in Norwegen habe ich das Zimmer mit einer Lettin geteilt. Durch sie hatte ich den allerersten Kontakt zu den baltischen Staaten und habe aus erster Hand erfahren, wie das Baltikum unabhängig vom früheren Sowjetreich wurde. In der Schule hatte man sicher darüber gesprochen, aber aus erster Hand zu erfahren, wie das Innenministerium von russischen Truppen gestürmt wurde ist eine ganz andere Erfahrung.
Da ich kein Wort Lettisch konnte und sie Deutsch sehr anstrengend fand, haben wir gleich auf Norwegisch losgelegt und uns mit Händen, Füßen und einigen Wörterbüchern verständigt. Dabei ist mir aufgefallen, wie schön die lettische Sprache ist und ich habe mehr aus Spaß heraus meiner lettischen Freundin versprochen: sollte ich je die Gelegenheit haben, die Sprache zu lernen, dann werde ich das tun.

Man sollte vorsichtig sein, mit dem was man verspricht.
Ein Jahr später lacht mich auf dem Flur der Uni ein Plakat an, daß für das Münsteraner Balticum wirbt. Ein Intensivsprachkurs mit einem sechswöchigen Theorieteil in Bonn Bad Godesberg und einem vierwöchigen Teil in Lettlands Hauptstadt Riga.
Beworben und angenommen. Lettisch ist die bisher schwierigste Sprache, die ich gelernt habe und meine Kenntnisse werden immer weniger.
Aber die Zeit in Riga war unglaublich toll. Nicht nur, aber auch das Essen: Pelmeņi (gefüllte Nudeln), Pankūkas (Pfannkuchen) mit leckerer Füllung, Pīrāgi (Teigtaschen) und meine liebste Entdeckung Kārums. Das sind Quarkriegel mit Fruchtfüllung oder mit Schokomantel. Eine Zeitlang ist der Vater einer lettischen Bekannten bei mir in der Gegend mit seinem LKW vorbeigefahren und hat mir ab und zu eine Ladung der leckeren Riegel mitgebracht, aber seit er statt Deutschland Schweden ansteuert habe ich schlechte Karten.

Also habe ich mich in meine Küche begeben und mal was Neues -ganz ohne Rezept ausprobiert.

Kārums

500g Topfen (ich habe den Eindruck der ist trockener als normaler Quark)
mit 100g Puderzucker cremig rühren.
Saft und Abrieb von 2 Zitronen hinzufügen.
12 Blatt Gelatine in ausreichend Wasser einweichen, ausdrücken und in einem kleinen Topf auflösen.
Etwas vom Quark unterrühren, damit die Gelatine abkühlt.

Und alles in den Quark rühren.
100ml Sahne fast ganz steif schlagen und unterheben.
Eine Kastenkuchenform mit Frischhaltefolie auskleiden.
Quarkmasse hineinfüllen und glatt streichen.
Kühl stellen, bis die Masse fest geworden ist.
(Ich habe sie im Gefrierfach leicht angefroren)

karums1

Stürzen und mit einem scharfen Messer in mundgerechte Stücke zerteilen.
Zartbitterschokolade im Wasserbad schmelzen und die Riegel damit bestreichen.
Trocknen lassen und genießen!

Im Original sind sie komplett mit Schokolade umhüllt. Mir war das aber zu viel, da ich den Auftrag nicht so dünn hinbekomme.

Karums2

Bei den Riegeln war sich die komplette Zwergenmanschaft & der Weltbeste einig: Kann man wieder machen. Der Weltbeste war auch schon Einkaufen und hat neuen Topfen besorgt!

Gruß
Suse