Seit ich Kinder habe konsumiere ich Elternratgeber. Schließlich gibt es dort draußen sicher viele Menschen, die sich meine Gedanken zum Thema Erziehung schon längst gemacht haben. Und mit praktischen Tipps und guten Ratschlägen aufwarten können. Ich lese mal mit mehr, mal mit weniger Spaß. Die Bücher die mir schon durch den Klappentext flüstern, daß ich alles, aber auch wirklich alles in der Beziehung mit meinen Kindern falsch mache, landen schnell auf dem “Tun mir nicht gut”-Stapel, denn dafür ist mir die Zeit zu schade.

Ich gebe zu, ich verehre Jesper Juul, der immer wieder hervorhebt, daß wir unseren Kindern nichts vorspielen sollen, sondern Authentizität gefragt ist. Und er rät zu mehr Gelassenheit in der Erziehung. Kinder kann man nicht vor allem beschützen, mache Erfahrungen müssen sie selbst machen. Auch wenn es die Eltern schmerzt. Recht hat er mit dem Elternschmerz.
Bei der Lektüre seiner Bücher nicke ich oft. Auch aus den Büchern von Jan Uwe Rogge und Remo H. Largo (Babyjahre half mir, in das Thema Babyverstehen erst richtig einzusteigen) kann ich für mich Erkenntnisse ziehen. Aber im wahren Erziehungsleben fehlt mir dann der “Mini-Juul” im Ohr, der mir sagt, was zu tun ist. Umsetzung alleine: schwierig.

Ratgeber aus dem Leben von Eltern

In letzter Zeit erscheinen immer wieder Elternratgeber, deren Autoren keine unbekannten sind: BloggerInnen, die ihre persönlichen Erfahrungen nicht nur im Netz teilen, sondern diese auch in Buchform unter die Menschen bringen. Finde ich gut, denn nicht alle Eltern lesen auch Blogs. Und ich habe noch immer lieber ein Buch in der Hand. In das ich Zettelchen kleben kann, wenn mir eine Stelle besonders gut gefällt.

Doch! Erziehung kann leicht sein - Uta Allgaier

Doch! Erziehen kann leicht sein

So wie Doch! Erziehen kann leicht sein von Uta Allgaier, der Journalistin, Elterntrainerin und Bloggerin (Wer ist eigentlich dran mit Katzenklo?). Ich bin auf ihrem Blog Dauergast, trotzdem mußte ich ein bißchen jauchzen, als ich das Buch aus meinem Briefkasten fischte. Alleine die Coverillustration von Melanie Garanin beschert dem Buch schon einen exponierten Platz auf dem Lesestapel.

Auf der Fahrt zu unserem Wanderausflug in den bayerischen Wald begann ich mit der Lektüre und war fast enttäuscht, daß die Fahrt – während der sich der Weltbeste über ein ständiges Nicken und Kichern aus meiner Richtung amüsierte – so schnell verging. Kein Wunder, beschreibt Uta Allgaier viele Situationen so, als hätte sie bei uns Mäuschen gespielt:

Da freut man sich, dass es mit dem Lesen endlich losgeht, und dann langweilen einen einfältige Schuldetektive, die den bösen Hausmeister beim Vergiften von Goldfischen belauern. Der Wortschatz ist höchstens ein Schätzchen

Wie es sich für einen ordentlichen Ratgeber gehört, folgen am Ende eines jeden Kapitels Tipps, wie man mit der speziellen Herausforderung umgehen kann. In diesem Fall der Rat:

Weg mit all dem Krampf! Tun Sie, was Sie begeistert und beziehen Sie ihre Kinder mit ein!

Bereits die Kapitelüberschriften bereiteten mir Vorfreude auf das, was an Text noch vor mir lag, wie zum Beispiel:

  • Strafe oder logische Konsequenz
  • Der eingebaute Entwicklungsmotor
  • Nicht mehr bei der Hausaufgaben Polizei
  • Tütü und Treckingsandale
  • Wellensittiche im Gefrierschrank oder
  • Die dicken Steine zuerst

Best of Tipps aus dem Buch, die hilfreich für mich sind

“Vermitteln Sie dem Kind die wichtigsten Grundsätze zur Vermeidung von Zickenkrieg: 1. Kläre das Problem direkt mit der Person, die sie betreffen. 2. Sprich nicht mit Dritten darüber. 3. Wenn Du nichts Positives über jemanden sagen kann, dann sag’: Gar nichts!”

“Lassen Sie sich von Hausaufgaben nicht die Beziehung zu Ihrem Kind kaputt machen.”

“Teenager müssen herausfinde dürfen, wo ihre persönliche Chaos- und Drecks-Grenze liegt.”

“Unterscheiden Sie, wann Sie etwas anordnen und wann sie um Hilfe bitten. Es gibt Situationen, wo Sie als Eltern sagen müssen: “So wird das gemacht!” Auf einem Segelschiff auf hoher See kann auch nicht jeder Handgriff ausdiskutiert werden.”

“Bedanken sie sich auch bei Ihrem eigenen Kind und nehmen Sie nicht alles für selbstverständlich.”

Was ich für mich aus dem Buch gezogen habe

Momentan habe ich als Mutter eine der schwereren Phasen. Ich stelle mich in Frage und zweifle daran, ob ich das Richtige tue. Und ob ich etwas falsch gemacht habe, wenn das Kind bereits mit acht Jahren sich selbst als Vorbild nimmt und der Meinung ist, es kann für sich selbst alles entscheiden: Ja, es ist gut so, wie es ist.
Oder wenn die Siebenjährige in einer wilden Klamottenkombination in die Schule geht und die Strümpfe über den Hosen trägt. Soll sie doch.
Je mehr ich steuern will, um das vermeintlich Beste für die Kinder zu erreichen, desto mehr fühlen sie sich unter Druck gesetzt.
Also: je mehr ich vertraue, desto mehr schaffen die Kinder. Ich arbeite an mir.

Und ich hoffe, ich werde in Zukunft gelassener sein und meine Kinder noch mehr genießen können!

Infos zum Buch

Bild nur original mit Katze von Wer ist eigentlich dran mit Katzenklo?

 

Uta Allgaier
Doch! Erziehen kann leicht sein
Hilfreiche Geschichten und Tipps aus der Familie einer Elterntrainerin
Ellert & Richter Verlag
1. Auflage 2015
240 Seiten. 12 x 20 cm, Hardcover
ISBN: 978-3-8319-0619-2

 

 

 

Das Lesen des Buches gestaltete sich übrigens schwierig, da ich das Buch immer wieder verlegte. Und dann unter dem Kopfkissen der großen Tochter wiederfand.