Es ist Zeit hier ein Buch vorzustellen, das ich schon toll fand, als ich nur das Cover sah. Es zog mich hinein in das Bild, das irgendwo im skandinavischen Fjell aufgenommen worden sein mußte. Über diese Brücke möchte ich gehen. Vielleicht lag es auch an meiner immerwährenden Sehnsucht nach Norwegen, daß ich mir das Buch gleich bestellte. Es heißt Einfach Loslaufen von der Journalistin Svenja Beller und dem Fotografen Roman Pawlowski.

Die Idee: Ganz einfach loslaufen

Den Rucksack packen und los. Ganz ungeschützt, ohne die Blechhülle eines Autos, Zuges oder Flugzeuges. Völlig unspektakulär liefen die beiden Autoren Svenja Beller und Roman Pawlowski im Süden von Hamburg einfach los. Das Ziel nach Norden. Der Weg war das Ziel. Die einzige Beschränkung: Der Zeitraum von zwei Monaten.

Die Reisevorbereitung: Minimalistisch

Rucksack ein und ausgepackt, bis sie sich mit dem Gewicht arrangieren konnten. Mehr Vorbereitung trafen die Beiden bewußt nicht. Sie wollten den Orten möglichst unvoreingenommen begegnen. Am aufwändigsten war tatsächlich die Zusammenstellung des Equipment: Sie mussten auf jedes Wetter und jede Situation vorbereitet sein und gleichzeitig das Gewicht ihrer Rucksäcke so gering wie möglich halten.

Einfach Loslaufen Bild der Seite 2+3

Der Rucksack. Mehr Gepäck gibt es nicht: Nur einen Rucksack pro Person. (Einfach Loslaufen Seite 2/3)

Ich fragte die beiden Autoren, weshalb sie „raus aus dem Internet“ wollten und beschlossen hatten, während ihrer Reise auf Smartphone und Tablet zu verzichten:

Wir haben bewusst keine Smartphones mitgenommen, weil sie uns davon abgehalten hätten, uns voll und ganz auf unsere Umgebung einzulassen. Auf ihnen hätten wir Wege und Infos nachschauen, mal schnell eine Nachricht nach Hause schicken oder bei Wartezeiten im Internet herumscrollen können. So waren wir gezwungen, andere Menschen um Hilfe zu bitten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, und das war ja genau das, was wir wollten.

Reiseroute aus Einfach Loslaufen

Die Route von Hamburg über Dänemark und Schweden hinauf bis ins Norwegische Tromsø (Einfach Loslaufen Seite 1)

Unterwegs: Passiert gar nichts und doch so viel

Die Autoren nehmen uns mit in die unterschiedlichsten Landschaften und zu den verschiedensten Menschen. So zum Beispiel die Begegnung mit Rita und ihre Chefin Britta, die eine kleine Eisfabrik auf Skarö betreiben. Wußtet Ihr, daß in Skandinavien das meiste Speiseeis in Europa gegessen wird?

Wir kommen vorbei an Christiania, dem autonomen Stadtteil von Kopenhagen. Hier baut jeder wie er möchte sein Traumhaus. Auch sonst ist das Leben dort eher untraditionell und viel freier als anderswo.

Tünnbröd Bäcker Lars in Einfach Loslaufen

Hinter ein paar Hügeln am See bäckt Lars sein Bio-Tünnbröd. Immer im Frühling und Herbst (Einfach Loslaufen Seite 110)

In Göteborg treffen wir Andreas und Lars, die in der Wohnung eines Freundes wohnen und mit denen sie eine Flasche Wodka leeren. Örjan, der die beiden Reisenden in seinem Elektroauto mitnimmt, arbeitet eigentlich an als Flugzeugtechniker an der russisch-norwegischen Grenze und bezeichnet sich eigentlich als unsozial, aber offen für Anhalter.

Christa- Bild aus Einfach Loslaufen

Christa aus Den Haag findet ihre Freiheit im Tantra (Einfach Loslaufen Seite 85)

Oder da ist Solomon, der fünf Jahre zuvor nach Norwegen gekommen ist und das Land so friedlich findet.

Die Themen, mit denen sich die Menschen im Norden beschäftigen sind so unterschiedlich, wie die Charaktere, die die Autoren dort oben vorfinden: Überfremdung, Einsamkeit, der Zweite Weltkrieg.

Neugierige Fragen: An die Autoren

Mich haben die Herangehensweise an die Reise, die leisen Töne und die lauten Bilder berührt und bewegt. Und ich hatte Fragen, die ich den Autoren auch stellen durfte:

Gab es einen Zeitpunkt, an dem Ihr die Reise am liebsten abgebrochen hättet?

Nein, ganz im Gegenteil: Wir wären gerne noch weiter gereist.

Zitat aus dem Buch Einfach Loslaufen

Man kann die Ungeplantheit als anstrengend empfinden, wir empfinden sie aber als leicht und frei … (Einfach Loslaufen Seite 179)

Wo war es am einfachsten zu den Menschen Kontakt aufzunehmen?

Generell war eine schöne Erkenntnis unserer Reise: Nette Menschen gibt es überall und die meisten freuen sich, anderen zu helfen. Ganz besonders positiv überrascht waren wir aber von Dänemark: Dort verbrachten wir viel mehr Zeit als anfangs gedacht, weil wir so viele tolle Menschen kennengelernt haben, auch das Trampen war dort überhaupt kein Problem.

Wie haben Euch die Menschen wahrgenommen?

Die meisten Menschen fanden unsere Art zu reisen toll und haben sich gefreut, uns zu helfen. Zum Beispiel schrieben uns Maria und Michael, ein Lehrerpaar aus Dänemark, folgende Zeilen per Postkarte: „Wir hatten das Glück jungen Leuten wie euch zu begegnen, die eine Idee repräsentieren und ausleben: Das Leben und die Menschen sind gut und helfen gerne! Eure Reise nach Tromsø ist der lebende Beweis dafür. Euch zu treffen wurde die Sommer-Geschichte bei uns. Wir haben oft über euch erzählt an Freunde und Familie, und danach an euch gedacht, ob es euch gut geht.“

Hat Euch die Reise verändert?

Die Reise hat unser Menschenbild positiv beeinflusst. Wir haben bei Leuten aus allen Gesellschaftsschichten geschlafen, mit ihnen gegessen, diskutiert und gelacht. Das hat uns noch offener für Menschen gemacht, mit denen man auf den ersten Blick glaubt nichts gemein zu haben.

Welche Station ist rückblickend die Schönste gewesen?

Den einen schönsten Ort gibt es nicht. Wir haben so viele tolle und sehr unterschiedliche Dinge erlebt, dass wir dazwischen nicht werten können. Wir sind mit einem Segelschiff getrampt, tanzten auf einem Konzert auf einer Bergspitze, haben die Nordlichter gesehen, bekamen von einem Imker selbstgemachten Honig geschenkt, zelteten an einsamen Seen, wanderten zu einem Gletscher, redeten mit unseren Gastgebern die Nächte durch, sahen den weltgrößten Troll, lernten von einem Fischer das Angeln – und noch viel mehr.

Könnt Ihr Euch vorstellen auch andere Regionen auf diese Weise zu bereisen?

Auf jeden Fall, ein paar Regionen haben wir dafür auch schon im Kopf…

Was das Buch ist. Und was es nicht ist.

Für jeden bedeuten Bücher etwas Anderes. Für mich ist das Buch Einfach Loslaufen schon alleine durch die feinen Texte und die starken Bilder ein Kunstwerk.
Der Fokus liegt auf den Menschen und ihren Eigenarten. Auf den Besonderheiten der natur- unabhängig von Ländergrenzen.

Das Buch ist sicherlich kein Reiseführer, sondern eher Kritik an der modernen Reisekultur, bei der es nur um Sightseeing und nichts über das perfekte Foto geht. Gut, um sich mit dem Selfie-Stick davor zu stellen und ein paar Selbstportraits zu schießen (S.65) Was die Touristen eigentlich an diesen Orten wollen, wissen sie so recht nicht.
Svenja und Roman sehen ihre Reise als Gegenentwurf zu dem Touristenstrom, der sich durch den Rest Kopenhagens wälzt. Zu der Jetterei an die angesagtesten Destinationen dieser Welt (S.72). Dazu kann ich den Artikel von Catherine Hoffmann in der SZ empfehlen: Eine Flugreise ist das größte ökologische Verbrechen.
Es ist außerdem eine “Reise in fremde Leben”, die Menschen, die sie trafen,  haben den Autoren nicht nur ihre Türen geöffnet, sondern auch aus ihrem Leben erzählt und sie daran teilhaben lassen.

Infos zum Buch

Einfach Loslaufen von Svenja Beller und Roman Pawlowski, Dumont Reiseverlag ISBN 9783770188857

Einfach Loslaufen – Eine Reise in fremde Leben. Von der Haustür in den hohen Norden

Svenja Bellert, Roman Pawlowski

Dumont Reise Verlag
ISBN: 9783770188857
201 Seiten

Und weil ich das Buch so genial finde, darf ich es hier 2x verlosen!

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  • Teilnahme für reale Personen, über 18, aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
  • Keine Barauszahlung. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
  • Datenschutz: Wenn die Gewinner ermittelt sind, gebe ich die Kontaktdaten an den Dumont-Verlag weiter. Von dort werden die Bücher versendet.

G E W I N N S P I E L B E E N D E T!

!Gewonnen haben Norbert Wild und  Monika!