Während ich das Baby stille hat die Zweijährige statt die Toilette die Hose fürs Pippi verwendet und heult ganz fürchterlich. Schließlich hat Mama gerade jetzt keine Zeit. Langsam wundere ich mich, weshalb es so ruhig draußen im Garten ist. Als Kleinkindmutter weiß ich nämlich ganz genau: zu lange andauernde Stille bedeutet Chaos, Katastrophe oder der Zustand kurz davor.

An diese Situationen muß ich denken, wenn wieder jemand in den sozialen Medien und in meinem Umfeld stöhnt: frustrierte und vor allem erschöpfte Kleinkindeltern sind oft am Ende ihrer körperlichen und seelischen Möglichkeiten. Ständige Verfügbarkeit, Schlafmangel und unkontrollierte Wutausbrüche gehören zu den anstrengenden Seiten des Elterndaseins. Die Gründe weshalb Kleinkindeltern am Rande ihrer Kräfte haushalten sind zahlreich. So kommt es, das Eltern manchmal vor Erschöpfung weinen, eine unbändige Wut auf die Schlaflosigkeit haben und schier verzweifeln, wenn Papa endlich nach Hause kommt und das Kind sich von ihm partout nicht beruhigen läßt. Dann freut man sich als Eltern sogar über “Geht-so Nächte”.

Liebe Kleinkindeltern! Ich möchte Euch Mut und Hoffnung machen durchzuhalten, und unter der Erschöpfung nicht zusammenzubrechen. Ich fühle noch sehr genau, wie es Euch geht. Aber es gibt die eine gute Nachricht: Es wird alles anders!

Ich selbst als Kleinkindmutter

Aber ich will Euch kurz meine Geschichte erzählen: Meine Mädels sind 24 Monate und 30 Monate auseinander. Das war so geplant, denn wir waren der Meinung es gäbe keinen geeigneten Abstand. Nicht bedacht hatten wir dabei, daß wir dadurch keine Entlastung durch eine Betreuung außer Haus haben würden. Aus verschiedenen Gründen kamen alle drei mit knapp 3 Jahren in den Kindergarten und waren vorher fast ausschließlich zu Hause.
Also war immer ein zweijähriges Geschwisterkind da, wenn ein weiteres Kind geboren wurde. Und es kam ein neues Menschlein immer dann hinzu, wenn das ältere gerade so durchschlief.
Zusammengerechnet hatten wir demnach acht Jahre Kleinkindzeit. 24 Stunden, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr. Ohne Großeltern oder viel andere Unterstützung.
Jetzt sind die Mädels 10, 8 und 6 und die Kleinkindzeit ist definitiv vorbei. Ab Herbst habe ich drei Schulkinder und bin bereit für neue Abenteuer.

Ich will alles und zwar sofort

Mit einem Säugling begann ich nach fünf Monaten wieder als Freelancerin zu arbeiten. Die große Tochter schlief tagsüber sehr viel und ich brauchte etwas für mein Hirn zu tun. Sie sprach ja noch nicht und wir wohnten erst seit einem knappen Jahr am neuen Wohnort, wo ich noch niemanden kannte.
Die Zeit mit dem ersten Kind war relativ unkompliziert. Klar gab es schlechte Tage und Nächte. Etwa wenn ein neuer Zahn  kam oder monatelang jeden Abend Bauchweh auftrat. Uns Eltern erschien das manchnal sehr anstrengend, aber rückblickend gesehen war ein Kind easy.
Weil alles so gut lief bewarb ich mich auf eine Stelle, als die Große nicht ganz eineinhalb war. Ich wollte so dringend die Bestätigung durch den Job. Zeigen, was ich konnte. Erfolgreich sein. Ich war mir sicher: alles kein Problem.
War es dann doch. Trotz prima Betreuung für das Kind war es ein Problem. Als dann auch noch das zweite Kind hinzukam implodierte die Situation: Kleinkinder und verständnisloser Arbeitgeber passen nicht zusammen. Der befristete Vertrag lief aus und das Arbeitsverhältnis im Sande.
Wir entschieden uns für ein drittes Kind und paff war ich zurück am Anfang.

Wann kommt das Kind endlich in den Kindergarten?

Waren die beiden ersten Kinder Anfängerkinder (rückblickend gesehen, IN der Situation fühlte es sich natürlich ganz anders an), so war unser Nesthäkchen ein Baby für Fortgeschrittene. Erst lies sie sich nach dem Entbindungstermin noch mal 12 (!!) Tage Zeit bis zum ersten Auftritt, war aber dann vom ersten Moment an hundertprozentig präsent. Schlafen? Notfalls im Tragetuch. Trinken? Gerne und bitte ständig.
Ihr lieben Kleinkindeltern, die ihr gerade mitten durch diesen Lebensabschnitt geht: alleine beim Schreiben spüre ich es wieder: ständig und immer verfügbar sein zu müssen kann die Hölle sein! Die Jüngste lebte quasi zwei Jahre auf meinem Arm. Immer dicht an mir dran, immer dabei. Nur ich durfte sie ins Bett bringen und bitte einschlafstillend. So sehr ich das Stillen genoß, so sehr haßte ich es irgendwann auch. Weil es immer immer meine Anwesenheit erforderte.
Es streßte mich so, weil ich so viele Ideen und Pläne hatte, die ich umsetzen wollte. Jetzt sofort! Und ich wünschte so sehr, daß bald das Kindergartenalter erreicht war. Wünschte mir die Alleinherrschaft über meinen Körper zurück. Und hatte die Hoffnung, daß der Kindergarten alles besser machen würde. Ich war innerlich so ungeduldig mit mir, dass ich irgendwann vor lauter Familie und Arbeit (die ich “nebenbei” erledigte) eines Morgens im Bad mit Kreislaufkollaps zusammenbrach.

Genieß die Zeit, so lange die Kinder noch klein sind!

Schon mal gehört den Satz? Oder den: “Sie werden so schnell groß!”
Das sagen ja Eltern von größeren Kindern gerne mal. Hilft aber in der Situation als Kleinkindeltern so rein gar nichts. Im Gegenteil, mich machte das eher agressiv und neidisch, weil die, die da so schön daherredeten durch den Schlamasel schon durch waren – während ich noch mittendrin steckte.

Und doch denke ich jetzt manchmal mit Wehmut an die Tage zurück, an denen ich mir wünschte, ich könne am Gras ziehen damit es schneller wächst. Statt mich völlig auf die Kinder zu konzentrieren und mich auf sie einzulassen. Über mir schwebten immer die gesellschaftlichen Konventionen Job, Haushalt, Kinder und Ehe unter den perfekten Hut bringen zu müssen. Und meine verdammten Ansprüche an mich selbst.

Sei gnädig zu Dir selbst!

Dein schlimmster Kritiker bist wahrscheinlich du selbst. Sicherlich machst du als Mutter oder Vater nie alles richtig. Aber was ist in diesem Fall schon richtig? Es gibt Tage, an denen flutscht es. Und es gibt Tage, die schon mit einer beschissenen Nacht beginnen und kein Potential haben noch gut zu werden. Auch die gehen rum. Und wenn die Wäsche liegen bleibt, es kein selbst gekochtes Essen gibt oder man von Selbstzweifeln geplagt ist: Du gibst alles für deine Kinder und nur das ist es was zählt. Wenn heute der Satz “Es ist alles nur eine Phase” völlig bescheuert in deinen Ohren klingt, weil nun mal gerade eine beschissene Phase ist: Sie geht wirklich vorbei und es kommen andere Phasen. Nicht weniger intensiv und manchmal auch anstrengend. Aber zumindest schläfst du bis dahin wieder durch. Versprochen!